Essen auf Rädern

Der Sinn des Reisen ist ja das Unterwegssein. Klingt logisch, aber ich meine tatsächlich das schiere wieder auf die Straße einbiegen, nachdem man ein paar Tage oder auch nur eine Nacht irgendwo stand. Dann ist man wieder im Spiel, da findet das nächste Abenteuer statt. Vor allem ohne Straßenkarte, ohne Wlan, ohne Navi und ohne ausreichende Sprachkenntnisse. Hurra.

Wir fahren auf der Autostrada bei Modena, als ich im Augenwinkel eine Art Volksfest mit Caravans erspähe. Es ist zu schnell vorbei, um es so richtig zu sehen, aber nachdem kurz drauf eine Ausfahrt kommt, fahren wir ab und suchen uns nach Gefühl in die Ecke zurück. Wir haben beide prompt die Vision von Camperausstellung gepaart mit regionalen Köstlichkeiten vom Grill, mitsamt Gewinnspiel für Reisemobilausstattungen und ganz klar, mit dem jetzigen Rückenwind werden wir gewinnen. Als uns dann auch noch das klitzekleine Schild mit "Caravan Expo" wie durch ein Wunder ins Auge sticht, ist endgültig klar, wir kriegen Bratwurst und ein neues Küchenmodul.

Kurz drauf erschließt sich, was ich gesehen hatte: den Parkplatz eines Caravan-Herstellers in direkter Nachbarschaft mehrerer Rugby-Felder. Dort wiederum ist Derbytag, es ist gerammelt voll mit Volksfeststimmung. Wurst gibt es mit Sicherheit, zu gewinnen auch so Einiges, uns aber ist nicht primär nach Sport und auch der Bus möchte lieber noch etwas weiter fahren.

Hunger haben wir jetzt auf jeden Fall richtig. Fokus umprogrammieren, Trattoria suchen. Und zack, keine 5 Minuten später biegen wir auf den Parkplatz eines Restaurants ein. Gelegen in einer Villa mit prominent-hübschem Werbeschild, die beim Näherkommen allerdings deutlich ihre Jahre offenbart und Zweifel an Qualität und Ambiente aufkommen lässt. (Siehe auch der Gesichtsausdruck der Donna auf dem Brunnen-Arrangement im Titelbild.)

Der Raum ist dunkel, riecht nach Holzkohle, hat eine Menge Patina und erstaunlich viele Gäste, und ehe wir uns versehen, werden wir vom Oberkellner in Empfang genommen, genaugenommen okkupiert. Ihm ist einerlei, ob wir ihn verstehen, mit munterem Geplauder werden wir platziert und ruckzuck ist die Bestellung aufgenommen. Naja, genau genommen bestellt er für uns, wobei er sehr darauf achtet, mich bei jedem Satz am Arm, an der Schulter, am Hals, an der Hand begleitend zum Gespräch zu berühren – wie wenn er unterstreichen will, dass es keinen Ausweg gibt und wir ihm ohnehin ausgeliefert sind.

Nicht dass wir bekommen haben, was wir wollten. Aber wie heißt es doch so klug "don't give them what they want, give them want they need" und er hatte ja recht. Die Spezialiät des Hauses (si si chiaro) ein Kalbsgulasch mit Zitronenschale ist alles Anfassen wert.

Leider haben wir kein Foto von Dottore Touchy, aber stellt euch einfach eine Mischung aus Gaston und Lucky Luke vor, das kommt hin.