Carrapateira – Portugal

Nach unserem hügeligen Nachmittag bleiben wir weiter in der Natur und oben. In Carrapateira kann man auf einer Straße oberhalb der Klippen komfortabel zwischen Stränden, Stellplätzen, Surfplätzen, Aussichtsplätzen und Wanderwegen pendeln. Je nach Wetter ist es unten an der Lagune netter oder oben über dem Praia da Bordeira oder drüben oberhalb des Praira da Zimbreirinha.

Oben ist die Sicht besser und es bleibt länger hell, aber es bläst mitunter ein heftiger und feuchter Wind. Unten steht man früher im Schatten, ist aber geschützter und näher am Wasser. Elle findet es oben besser, ich unten, also stehen wir meistens oben.

Am südlichen Ende (am Praira da Zimbreirinha) gibt es einen recht großen und gut besuchten Parkplatz, hier übernachten vornehmlich Surfer. Ein paar Kilometer weiter nördlich, kurz vorm nächsten Strand (dem Praia Bordeira mit der Lagune) gibt es oberhalb Haltebuchten, in denen gegen Abend schon ein paar Wohnmobile stehen. Nach dem mittlerweile zum Ritual gewordenen mehrmaligen Umparken stehen wir schließlich neben einem neuen schwarzen (!) VW Bus mit Camping-Komplett-und-Rundum-Ausstattung. Bald sitzen die Besitzer, ein junges Pärchen aus Bayern (Haimhausen) bei uns im Wohnzimmer und angenehm geht der Abend mit einigem Rotwein dahin.

Die Gespräche sind anders, als wenn man Urlauber an der Bar trifft, die dann alle in ihre Hotels zurückkehren. Nicht nur, weil man nicht so ausdauernd über Outdoor-Equipment und die Unterwegs-Morgen-und-Abend-Toilette sprechen kann. Aber die Schmerztablette am nächsten Morgen musste trotzdem her. Ein Strandspaziergang hilft da auch, vor allem, wenn er unterhaltsame Surfschulgruppen, emsige Strandvögel und bunte Felsformationen bieten kann.

Nachdem wir Strom- und Hygienemangel haben, beschließen wir, einen gepriesenen Caravan"park" in der Nähe von – tadaa – Vila do Bispo aufzusuchen. Außerdem hatten wir ja das Waschsalonthema noch nicht zu einem befriedigenden Ende gebracht.

Das sind übrigens die beiden anderen Plätze zum Übernachten in Carrapateira:

Das leidige Thema WC: am Praia da Zimbreirinha gibt es einen Container, der so halbwegs ok ist. Auch eine Surfschule und zwei Imbisswägen stehen dort, wo man mit Snacks und Getränken versorgt wird. Der richtige Ort Carrapateira liegt rückversetzt zwischen den Stränden, man könnte also alles stetig im Kreis abfahren. Dort gibt es einen netten Platz mit einigen Bars und Cafés, wir haben ihn allerdings mehrmals leer vorgefunden und damit wenig einladend empfunden, was aber garantiert mit einigen Gästen mehr gleich anders wird.

Aber jetzt auf nach Vila do Bispo!

Der Caravan Parkplatz liegt am Eingang zum Dorf Figueras, direkt hinter einem stark befahrenen Kreisel.
Hm. Was bringt Menschen dazu, diesen Ort mit 9 von 10 Punkten zu bewerten? Weil er zentral liegt und die Straße so laut ist, dass man die Hunde der Umgebung nicht so laut bellen hört? Ok, die Nachbarn haben reizende Hühner und der Blues Brother hat einen gewissen Witz (Dirk: echt?). Neben uns stehen zwei gigantische Wohnmobile aus GB, eins davon ein LKW mit doppelstöckigem Wohncontainer drauf. Die Bewohner führen zwei hüfthohe schwarze Königspudel an der Leine, wenn diese sich nicht gerade losreißen, um sich mit den drei Boxern des Verwalterpaares zu balgen. Die Bewohner führen Gespräche über 9m Fahrzeuglängen und Motoren mit 5-8l und 250 PS.

Eigentlich wollten wir hier übernachten, aber es fühlt sich an wie gestrandet. Nach drei Stunden hat die Batterie wieder genug Saft, die Wäsche ist gewaschen und geduscht sind wir auch (die Sanitäranlagen sind okay), jetzt müssen wir nur noch den Trockner abwarten. Beim Bierchen am lokalen Place to be, an dem bereits andere Mobilisten schweigend ihren Abend verbringen, versuchen wir zu verstehen, was man hier soll, immerhin stehen Einige schon seit Tagen oder Wochen oder schon immer auf dem Platz. Zugegeben, es ist wirklich günstig und wenn man die meiste Zeit drinnen verbringt auch ziemlich egal, wie es draußen aussieht. Eine Zeile von Hotel California fällt mir ein: "We are all just prisoners here of our own device". Nix wie weg, bevor es zu spät ist, die Wäsche ist fertig.

Wir fliehen im Dunkeln zurück nach Carrapateira, wo unser Plätzchen noch frei ist. Das wird eine friedliche Nacht.

Morgens gibts wieder Himmelsspektakel und dann noch Pippi Langstrumpf im Örtchen beim Mails-checken, was will man mehr.

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