Potzplitz Peenemünde

Nach knapp 5 Tagen Berlin starten wir wieder – spontan am Sonntag Abend zum Sonnenuntergang nach Usedom. Auch, um noch beim Meeresrausch vorbeizuschauen, einem kleinen Festival in Peenemünde, da sind Kalli und Piet, die wollen wir noch auf ein Tänzchen treffen.

Wir finden erst ihren Bus, dann auch sie selbst und lassen uns gemeinsam durch den Ausklang des Festes gleiten. Am nächsten Morgen sehen wir dann auch so richtig, wo wir gelandet sind: Halbinsel Peenemünde – ein Ort voller Geschichte und heute unterschiedlicher Fortbewegungsmittel für Land, Wasser und Weltraum.

Die Versuchsanstalt Peenemünde war von 1936-1945 das größte militärische Forschungszentrum Europas. Auf einer Fläche von 25 km² arbeiteten bis zu 12.000 Menschen gleichzeitig an neuartigen Waffensystemen, wie etwa dem weltweit ersten Marschflugkörper und der ersten funktionierenden Großrakete, der V2. Beide wurden als Terrorwaffen gegen die Zivilbevölkerung konzipiert, größtenteils von Zwangsarbeitern gefertigt und gelangten ab 1944 als „Vergeltungswaffen“ zum Einsatz im Zweiten Weltkrieg. Die Erfolge in der Raketentechnik, die Wernher von Braun nach dem Krieg im Exil in den USA feiern konnte, fußten auf seiner Arbeit in Peenemünde. Deshalb wird Peenemünde auch als Wiege der Raumfahrt bezeichnet. Heute hat es hier 249 Einwohner und im Hafen liegt ein ausrangiertes russisches Atom U-Boot, welches – ebenso wie das ehemalige Forschungszentrum – besichtigt werden kann.

Zu der historischen Schwere des Ortes bildet der Campingplatz ein wunderbar leichtes Gegengewicht. Naturnah und (ich behaupte ungewollt) hippiesk kann man weitläufig irgendwie herumstehen und das plätschernd nach und nach abreisende Festivalpublikum tut sein Übriges zur entspannten Atmosphäre – obwohl emsig geräumt wird, um die gut sortierten Müllecken bis tief in die Nacht abzutransportieren. Wir schlendern durch die Dünen, hängen am Sandstrand herum und haben noch keinen Impuls aufzubrechen, also bleiben wir einfach noch eine Nacht.

Am Dienstag geht es dann wirklich weiter, um 13:00 nehmen wir die Fähre von Sassnitz nach Trelleborg, diesmal in time brav in die Schlange eingereiht.

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