Camping L’Albera

Großzügiger Natur-Campingplatz am Rand des kleinen Dorfes Capmany (mit stolzen sieben Weinkellereien, einem Weinmuseum, einem Kastell und 623 Einwohnern), nicht weit von Figueres und der französischen Grenze. Die meisten Camper sind auf der Durchreise – wegen der nahen N2 – und bleiben nur eine Nacht. Oder sind Dali-Touristen und wollen ins Museum in Figueres.

Der Platz ist nur locker besetzt, es gibt Wiese, Findlinge, Bäume, Hecken, der Besitzer ist sympathisch, die Schweizer Künstlerin ist es, die an der Rezeption sitzt, nur die Besucher sind es nicht. Wir sind in den ersten 5 Minuten an 5 Pärchen vorbei gelaufen, von denen keines zurückgegrüßt hat.

Apropos nahe Schnellstraße – schon die Fahrt von Olot nach Capmany war sehenswert, Kreisverkehrkunst trifft auf lokale Wellnessangebote.

Aber zurück zum Platz und zur Frage: wie kommt es, dass ein cooler Platz nicht für coole Leute sorgt? Das sollte doch so sein wie bei Unternehmen, der Kopf prägt den Laden. Wie also kommt ein Freigeist mit einem schön angelegten Platz mit künstlerisch-hippieskem Flair zu unguten unlockeren Gästen? Wer prägt also wen?

In Ribamar, dem geschleckten Camping mit rechtwinkligen Buchten und leer gekehrten Wegen, waren coole Besucher. Lockere Camper, die freundlich gegrüßt haben, nicht nur am Autoputzen und aufräumen waren. Nicht alle gleichzeitig aufgestanden sind und das gleiche getan haben. Hunde lagen entspannt herum und bellten einen nicht an, nur weil man das xte mal an ihnen vorbei muss. Da sind die Betreiber natürlich auch freundlich, aber eher steif, bürokratisch und der Typ Verbotsschild.

Hier in Hippie-Albera mopsen die Besucher vor ihren Kolossen, grenzen ihr Gartenabteil mit kleinen Zäunchen ab, sind nicht in der Lage, einen Gruß zu erwidern, geschweige denn, ihre Hunde vom Kläffen abzuhalten.

Klar ist es so, dass Plätze innerhalb einer Community – online oder offline – weiter empfohlen werden und kein Besitzer darauf Einfluss hat, in welchem Land oder welchem Freundeskreis ihr Ort beworben wird. Da geht es eher darum, in welcher App oder in welcher Sprache eine Empfehlung gemacht wird. Das lockt dann Gleichgesinnte bzw. Appnutzer bzw. Landsleute an, die mit dem Tipp in Kontakt kamen. Deswegen versuchen wir ja seit Jahren, die Nutzergruppen der diversen Apps herauszufiltern, aus deren Schreibstil ihren Lebensstil herauszulesen, anhand der Platztipps ihren Charakter zu erahnen. Doch auch das ist hoffnungslos, in den vermeintlich coolsten Apps bekommt man den irren Tipp, einen cosy place direkt neben einer lauten Schnellstraße zu beziehen, da finden Menschen einen Ort heimelig, der baumlos im Industriegebiet liegt. Und klar, man muss sich nur fragen, welche Camper sich die Zeit nehmen, die Apps zu befüllen – also wir sind es nicht.

Aber zurück zum Platz, Teil 2: es ist fantastisch, man kann, wenn man will, ja mit dem Rücken zu den anderen Besuchern stehen, in pure Natur zum Abendhimmel schauen, lange Spaziergänge in der Umgebung machen und am zweiten Tag haben wir die vorbei laufenden Hundebesitzer bereits sämtlich zum Grüßen erzogen (der erste ist furchtbar erschrocken, dass wir ihn angesprochen haben und wollte dann gleich ein Gespräch beginnen, vielleicht wissen wir nun auch, warum der Rest bei Passanten stumm bleibt).

(Unser selbst gemachtes grobes Rosmarinsalz, mit Rosmarin aus Ribamar! Also oberhalb vom Berg der Sierra d'Irta. Köstlich mit den lokalen Tomaten.)

Das in der Mittagshitze träge Capmany mit seinem Kastell.

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