Es ist Dienstag, aber fühlt sich noch an wie Pfingsten. Bei Kaiserwetter besuchen wir Naumburg mit dem weltkulturerblichen Dom, den wir allerdings nicht besichtigen, weil uns gerade nicht nach Besichtigen ist. Drum laufen wir drum herum und landen am südlichen Ende bei hübsch angelegten Gartenlandschaften, inklusive Teich. Man kann zwar nur von außen schauen, aber das Toben der im Teich lebenden Frösche ist unüberhörbar, selbst an der direkt dran verlaufenden 4-spurigen Hauptstraße.
Auf Empfehlung von Meister Herzer essen wir aber erstmal am Marktplatz ordentlich Mittach – Thüringer Klöße, logo. (Wein vom Gut Herzer gab es hier zufällig auch im Angebot). Eigentlich wollen wir gleich wieder in die Natur, aber die Stadt ist so unverhofft einladend, dass wir nochmal eine Runde drehen. Es ist verblüffend wenig verhunzt, irgendwer mit Geschmack und einer gewichtigen Stimme (im Bauamt?) hat es tatsächlich geschafft, der Stadt einen unaufdringlich stilvollen Look zu verpassen. Man sieht es an den farblich angepassten Ladenschildern, wenig Standardneonreklame selbst der normalerweise nicht für ästethische Belange offenen Ein-Euro-Läden, den Versicherungsagenturen und Raiffeisenbankfilialen, die sich hier dezent einem größeren Gesamtbild unterordnen. Es gibt auch eine Kampagne für das Beleben leerstehender Häuser, der Slogan "Dieses Haus will leben" findet sich immer wieder. Die Stimmung in der Stadt ist urlaubig, man experimentiert kreativ mit Mund-Nasen-Schutz und hygienekorrekter Wegeführung, alle sind ausnehmend freundlich und wirken auch nicht furchtbar frustriert aufgrund der coronabedingt ausbleibenden Touristen. Also doch noch zur Kathedrale.
Auf dem Weg zum Dom gibt es einen kleinen Hühnerstall, der Eingang zu einem verwunschenen Gärtlein ist, welches in Eigeninitiative nahe der alten Stadtmauer angelegt und zu Recht ausgezeichnet wurde. Für meine Begriffe auch ein Weltkulturerbe, noch dazu eines mit ganz aparten Hühnern, die sich im Nest räkeln.
Jetzt aber nix wie los, raus zum Friedwald, wir brauchen nochmal Bäume. Dies sei ein sehr empfehlenswerter Wald für einen Waldspaziergang, sagt der dazu befragte äußerst engagierte Mitarbeiter aus dem Tourismusbüro, der scheinbar gerade ein Praktikum macht. Der Friedwald ist dann auch wirklich friedlich, weil außer uns niemand da ist. Man kann sich hier einen Baum aussuchen, vor dem man begraben werden möchte, was wohl recht kostspielig ist, weswegen man sich einen Baum auch mit Anderen teilen kann. Meine Mutter möchte übrigens in keinem Friedwald beigesetzt werden, weil es ihr da zu matschig sei und so weit draußen wie die immer lägen, würde ja keiner kommen, sagt sie. Mir würde beides wenig ausmachen und als uns der Weg abhanden kommt und wir durchs Unterholz stolpern, sehe ich schon den ein oder anderen Baum, unter dem es mir gefallen würde. Aber dann haben wir den Weg wieder gefunden und einen Strafzettel wegen falsch Parkens bekommen, von wegen da kommt keiner.
Learning Straßenverkehrsordnung: Wenn ein Parkplatzschild so dasteht, heißt es nicht, dass man da parken darf, wohin der Pfeil zeigt (in diesem Fall also nach/hinter dem Schild), sondern der Pfeil markiert das (linke) Ende eines Parkplatzbereiches, dem am rechten Ende das entsprechende gegenüber steht. Man muss also zwischen den beiden bepfeilten Schildern parken. Wir sind in Verhandlung mit den Naumburgern ...
Und das unten ist übrigens der dicke Wilhelm – steht unweit der Neuenburg, hey, da ist sie wieder!
Ist immer noch zu warm zum Rumlaufen, schnell zurück zum Südfeldsee, jetzt ist weniger los, nacktbaaaaaaden. Und nochmal übernachten, wir kriegen einen Tag geschenkt, ein Termin wurde verschoben. Wurde dann doch ein Kurzurlaub, unsere Erste-im-Jahr-Pfingstausfahrt. Danke Thüringen und Sachsen-Anhalt, ihr ward gut zu uns.