Kaum die italienischen Hügel und bayrischen Alpen hinter uns, finden wir uns zwischen Weinbergen und Hochhäusern, hello Hessen, ei Gude Frankfod, auf zur Buchmesse.
Mit Elle und Mutter Trageser im Schlepptau geht es hinein. Voll ist es hier, sehr voll sogar, gut für uns, denn tadaa, hier und jetzt wird das Kinderbuch "Keine Angst, Tim!" vorgestellt, dessen Entstehung mich über den Sommer begleitet hat. Ich muss zugeben, ich komme mit einer gewissen Restangst an den Stand, aber puh, das fertige Buch in Händen, finde ich erstmal keinen Fehler und bin stolz, befriedigt, gerührt, es in 100-facher Ausführung am Traumsalon-Stand in den Regalen vor mir zu sehen. Zum ersten Mal sind meine Illustrationen dafür komplett auf dem Tablet entstanden, sowohl Skizzen als auch Vor- und Reinzeichnung. Gerade in den letzten zwei Jahren hat sich technisch enorm viel getan, was meiner Idee, vorwiegend auf Reisen zu arbeiten, in die Hände spielt. Beim letzten Buch brauchte ich noch zweimal Strom aus der Steckdose – für den Rechner und das Eingabetablet – (und hatte zudem den halben Innenraum im Bus belegt), jetzt geht alles über die 12V Buchse und der Platzbedarf ist kaum größer als ein A4 Block.
Herr Wolke – Clown und lebende Buchfigur – und Rolf – Traumsalon-Inhaber, Verleger und Autor – haben jahrelange Routine im Buchmessestandbetrieb und spulen allerlei Verkaufs- und Vertriebsentertainment ab, was uns bereits beim kurzen Zuschauen völlig ermattet. Wie die Beiden es schaffen, über 5 Tage und täglich 10 Stunden jeden, aber auch wirklich jeden Passanten anzuquatschen, an den Stand zu locken, zu bespaßen, zum Kauf zu animieren, immer mit einem finalen Buchübergaberitual samt Fotos und Video, immer mit Verve vorgetragen, immer dem Käufer das Gefühl vermittelnd, dass nur für ihn und hier das Schauspiel zelebriert wird – ein absolutes Rätsel.
Die Messe hat sich ganz nebenbei zu einem Fantreffen der Fantasy Freunde entwickelt, was wir so nicht erwartet hatten. Nicht nur senkt es dramatisch den Altersdurchschnitt des Publikums, es tut auch der Atmosphäre gut, wippt wie ein knallbuntes Partyhütchen auf den Köpfen der seriösen Bildungsbürgertumbesucher. Gruppen von Orks, Jedirittern, Pokemons, Einhörnern, Feen, Zwergen, kurzum alles, was das Weltall und die Orte hinter den sieben Bergen bevölkert, streifen über das Gelände, die Kostüme sind unglaublich akribisch angefertigt, Masken und Schminke makellos, keiner möchte hier mit Detailfehlern auffallen und sich zum Gespött machen. Finde ich ehrlich gesagt viel interessanter als die Talkrunden mit den Autoren, die öde Antworten auf öde Fragen geben (müssen?).
Von den Skandalen (die Tochter von Roberto Blanco beschimpft öffentlich ihren Vater) und Eklats (Linke und Rechte geraten handgreiflich aneinander) haben wir leider nichts mitbekommen, dafür gibt es abends den besten Handkäs mit Musik (und ein klein wenig Braten), ganz unprätentiös im Landgasthaus. Derart kulturell-kulinarisch befüllt geht es am nächsten Tag nach sonnigem Beinevertreten im Kinzigtal zurück nach Berlin, nach insgesamt 3 Wochen Reise, die sich anfühlen wie 9.