Nach unserem östlichen Schlenker über Nyons (nicht mehr nachvollziehbar, warum eigentlich), fahren wir westlich Richtung Ardèche in die Region Auvergne-Rhone-Alpes. Wie der Name schon vermuten lässt, geht es in die Berge, die Umgebung wird dementsprechend rauher und menschenleerer.
Auch nicht mehr ganz nachvollziehbar, warum, aber auf dem Weg stoppen wir in einem kleinen Ort, um was zu trinken – wahrscheinlich angeregt durch die Schönheit des Hauses und den vielversprechenden Lokalnamen. Es gibt – you won't believe it – Kir Royal! Ein Star der 80er, also zumindest in München. Hier etwas leidenschaftslos kredenzt, aber das machte es umso spezieller.
Camping Rural Le Folastère
Hameau de Intres
07190 Saint-Julien-du-Gua, Frankreich
Mal eben noch die Rhone überqueren, an einem imposanten Photovoltaik- und Wasserkraftwerk vorbei. Dann kündigt sich die Ardèche schon in ihrer weiten Großzügigkeit an.
Unser Ziel liegt eine halbe Stunde hinter der letzten Kleinstadt auf einer Bergkuppe, mit weitem Blick ins Tal. Genau genommen handelt es sich um einen alten Campingplatz inmitten eines Anwesens aus dem 15. Jahrhundert, der von den jetzigen Besitzern zu einer spirituellen Begegnungsstätte aus- und umgebaut wird.
Die Sanitärbauten und das Schwimmbecken sind noch von den Vorgängern, drum herum entstehen nach und nach Baumhütten, Jurten und überdachte Wohnwägen. Nach und nach deswegen, weil alles mehr oder weniger von einer Person getan wird, einem seit 10 Jahren hier lebenden Holländer. Vorher hat er in Indonesien Saatgut gezüchtet und dafür Lehmhütten gebaut, deren Konstruktion er in Arizona gelernt hatte, die wiederum in Indonesien so großen Anklang fanden, dass er vom Saatgutzüchter in die Lehmbaubranche wechselte. Irgendwann lernte er seine französische Frau kennen, übersiedelte und kaufte mit zwei befreundeten Paaren die Anlage. Die hiesige Kommune versucht, gegen die herrschende Landflucht zu steuern, indem sie solche Objekte unter der Bedingung verkauft, dass sie ganzjährig genutzt werden und die Gegend bereichern – also nix mit Part-Time-Feriendomizil.
Michel, der Holländer, Handwerker und Yogi, lebt folglich ganzjährig hier, erweist sich als angenehmer Gesprächspartner, die Atmosphäre ist genau so spirituell, dass es nicht stört, also machen auch wir aus Part-Time more Time.