Eine Woche nach unserem Besuch ist ein Tourist von einem Stein erschlagen worden, der aus dem Dachgewölbe der Basilika Santa Croce fiel – gut, dass wir die Kirchen nur von außen besucht haben, es ist scheints brandgefährlich und geschieht öfter, als man denkt (also, dass was abfällt).
Unser Stellplatz liegt am Ufer des Arno und man könnte am Fluss entlang in die Stadt bummeln, aber der Arno führt wenig Wasser und müffelt und Elle, eingedenk unserer letztjährigen in-der-Wallachei-rumstolper-Aktion in Salamanca (dto.), mag heute keine Experimente. Die Buslinien folgen einem nachvollziehbaren System und von den Campingplatzgästen sind immer welche unterwegs in die Stadt oder zurück, an die man sich im Zweifelsfall dranhängen kann.
Florenz lässt sich 1a bebummeln, alles ist nah beieinander und während in Pompeji kein Bewohner mehr als 50 m zum nächsten Brunnen laufen musste, sind hier das Pendant die Eisdielen und Cafébars. Nach fünf sechs Espresso, abgefedert mit ein paar Cappuccino und etlichen Dolce, sind wir bereit für den einzigen Museumsbesuch: Das Cinquecento in Florenz. Von Michelangelo über Pontormo zu Giambologna, im Palazzo Strozzi. Elle ist skeptisch, aber meine Behauptung, Leute würden extra aus New York nur für diese Ausstellung kommen, zieht (warum auch immer).
Heute scheint kein Flieger aus Übersee gelandet zu sein, denn es herrscht gähnende Leere – zu unrecht. Nicht dass man durchgängig in Verzückung geraten würde, aber einige der knallbunten Pop-Art-Vorläufer ballern derart, dass es eine helle Freude ist und das war auch Sinn und Zweck dieser in der Zeit der Gegenreformation entstandenen Werke – langweiliger Protestantismus, nicht mit uns. Über den Gebrauch psychoaktiver Substanzen in der Renaissance habe ich zwar nichts gefunden, würde mich aber nicht wundern, wenn sie eine Rolle bei der Entstehung gespielt haben.
Wundern allerdings muss man sich über Menschen, die in der Pizzeria fragen, wie groß denn die Pizza sei (etwa Wagenrad groß), zwei bestellen und dann feststellen, dass die Pizzen ja viel zu groß seien und eine zurückgehen lassen (Amerikaner), oder andere mit schlechten Bewertungen im Internet drohen, nachdem sie zuerst alle Pesto- und Weinsorten durchprobieren und dann lautstark das Lokal verlassen, weil die Pizza zu lange dauern würde (Italiener). Memo: Gastronom ist keine Option.
Schon in Rom war ich überrascht, mit welcher Lässigkeit die Einheimischen mit der Menge an Touristen und deren, sagen wir 'Eigenheiten' umgehen. Vielleicht ist es das Gefühl, dass wenn das Pantheon Jahrtausende übersteht, man so ein paar Touristen doch wohl mit links durchwinken kann. Ok, bei manchen fühlt man sich deswegen auch eher ignoriert als hofiert, aber das werten wir wiederum als italienische Grandezza. Gut so, deswegen haben wir das 2. Mal in 2 Jahren viel Dolce Vita im Gepäck, als wir nach 2 Tagen Florenz und 20 Tagen Italien den Heimweg antreten.