Um Luxey auf einer Karte zu finden, muss man schon einen großen Maßstab nehmen und Les Landes de Gascogne, das Gebiet, in dem der Ort liegt, ist – obwohl nur knappe 80 km südlich von Bordeaux gelegen – das Land hinter den sieben Bergen und kaum ein Fremder verirrt sich hierher.
Während im August an der nur 45 min. entfernten Küste die Campingplätze voll sind, gibt es hier erst gar keine. Was es gibt, sind schnurgerade Wege durch Seekiefernwälder (größtes zusammenhängendes Waldgebiet Westeuropas, zur Trocknung der Sümpfe angelegt und ehemals zur Terpentingewinnung genutzt, typisches Bauernhaus siehe unterhalb) und zuverlässig kein Empfang fürs Handy.
Warum also sind wir hier? Vor 30 Jahren wurde in Luxey von einigen Jugendlichen der Grundstein für ein Festival gelegt, das mittlerweile zu den größten und bekanntesten im Südwesten Frankreichs gehört. Hauptsächlich spielen französische Acts, die außerhalb Frankreichs niemand kennt – so was wie die 'Toten Hosen' oder 'Pur' dürften das heimische Pendant sein. Übrigens auch in dieser Mischung, weil die Veranstalter und auch das Publikum wenig Scheuklappen haben und feiern, was kommt. Der Ablauf ist denkbar einfach: Für drei Tage werden diverse Bühnen im Ort aufgebaut, bis 18 Uhr sind die Zugangsstraßen offen, ab 12 Uhr gibt es Straßenacts, Platzkonzerte der lokalen Fanfaren und man kann schon mal den ein oder anderen zwitschern. Ab 18 Uhr müssen alle raus, die Zufahrtsstraßen werden gesperrt und alle mit Karten kommen wieder rein, weil jetzt das eigentliche Festival beginnt.
Gecampt wird überall, wo kein Absperrband flattert. Hauptsächlich entlang der beiden sehr langen Zufahrtsstraßen. Links und rechts werden Vehikel beherzt in die Büsche geparkt und im noch so schiefen Graben lustig geschmückte Zelte aufgebaut. Wie es scheint, sind alle schon seit Tagen hier, seitdem am Feiern und blendender Laune.
Im Ort wird sich in Schale geworfen, die ersten Bühnen erkundet und die Hühner ziehen sich langsam unter ihr Grün zurück. Das VIP-Catering ist in einem flugs zum Restaurant umgebauten Bauernhaus mit regionaler Kunst im Innenhof hinter der Kirche, mit vielen helfenden Händen (insgesamt über 400 Ehrenamtliche) werden die Bands hier in mehreren Schichten mit 3-Gänge-Menüs an ihrem Auftrittstag verköstigt.
Die 17 Hippies haben hier vor gut 20 Jahren als erste deutsche Band gespielt und waren laut dem Bürgermeister überhaupt die ersten Deutschen im Ort seit 1944. Und wir haben uns hochgearbeitet, von sechs Auftritten pro Tag in den ersten Jahren, hin zu einem Konzert zur besten Spielzeit. Wie oft wir da waren, ist nicht mehr zu rekonstruieren, aber 7-8 mal bestimmt.
Die anderen Hippies kommen mit dem Flieger, wir mit dem Camper, definitiv die bessere Wahl. Denn eine Besonderheit des Festivals ist, dass man privat untergebracht wird, was sehr unterschiedlich ausgehen kann (Gästezimmer beim Bürgermeister oder Geräteschuppen neben dem Rasenmäher).
Jetzt aber noch geschwind eine Probe mit 'Les Hurlements' im Garten eines Fans (lächerlich idyllisch mit Drinks und Pool), schließlich stehen wir mit ihnen morgen zur Mitternachts-Primetime auch noch für ein paar Stücke mit auf der Bühne.
Unser Konzert am nächsten Tag ist bestens besucht, Elle wird für's Merchandising eingespannt und das Midnight-Special kommt auch gut an. Check, abgeliefert. Dann kann's ja ab jetzt noch entspannter weiter gehen ...