Vorher:
Nachher, oder how to make an outdoor-kitchen-bath in 2 Wochen, ohne Plan und ohne Vorerfahrung.
21. Juni, Platzbegehung. Hier irgendwie soll es hin, unser Freiluft-Küchen-Dusch-Klo für unser kleines Feriencamp auf dem Plateau. Soviel zum Plan. Aber erstmal gibt es Verpflichtungen – Midsommar feiern, Nachbarn begrüßen, Fußball schaun, so Sachen.
24. Juni: Der auserkorene Platz heißt "mitten rein", bisschen schräg, finden wir toll, zudem liegen schwere Steine als natürliches Fundament bereit. Ein wenig hoch das Ganze, zugegebenermaßen, aber hübsch speziell. Die ersten Bäumchen werden gefällt und/oder beschnitten, das Unterholz gelichtet.
Aber irgendwie nicht optimal. Zu auffällig, zu hoch. Na dann, alles wieder weg, neuer Platz. Lieber doch direkt am Haus, aus diversen Gründen schlauer. 25. Juni, die gerade anwesende Pfadfindergruppe braucht zum Glück eine Aufgabe und hilft mit, noch mehr zu roden. Zudem müssen Steine für die Eckfundamente angeschleppt werden, hier liegen nämlich keine an der richtigen Stelle bereit.
So weit so gut und 26. Juni. Nun also die Unterbalkenkonstruktion zusammenspaxen. 27. Juni ist Fußball und Badetag. 28. Juni, Henryk hat wenig Zeit, machen wir zwei dann also einfach mal. Irgendwie die Balken ineinander versenken. Du schon mal gemacht? Nö, du? Nö. Na dann, Wasserwaage, Stichsäge, Stechbeitl und los geht's. Eine Stunde später sind 16 Kappschnitte an allen Balkenkreuzen gemacht und im rechten Winkel eingepasst, wir haben uns weder ernsthaft verletzt, noch getrennt, Applaus bitte.
29. Juni, Bautag 5, Bekannte von Henryk aus Berlin schauen vorbei. Als Gegenleistung für ein Premiumplätzchen auf dem Plateau wird Hilfe angeboten und schon geht das Verplanken doppelt so schnell. Topp, Boden steht, nun folgen Boiler, Pumpe, Wassertank, Klo, Dusche, Spüle. Aber erstmal Freunde begrüßen, die nächsten Campbewohner, 1 Tag Pause.
1. Juli, die Mulltoilette kommt an ihren Platz, ein alter funktionstüchtiger 80l-Boiler wird vom Strommann höchstpersönlich geliefert und angeschlossen. Dann Steckdosen verlegen, die Wand streichen, das Dach kürzen, die Regenrinne einpassen, die Seitenwände aufstellen, eine selbststehende 1a dazupassende Dusche von den Nachbarn abholen. Nun Spüle festschrauben, Pumpe verkabeln, Anschlüsse, Schläuche und Abwasser verlegen. Kühlschrank besorgen, putzen, aufstellen. Parallel dazu düsen wir immer wieder mal in unseren Lieblings-Loppis Erikshjälpen in Vetlanda, der zum Einkaufsmagnet für die ganze Gruppe wird. Deko, Möbel, Nützliches, fancy Klamotten, was man so braucht im Camp.
Aber erst muss da dieser Stein noch weg, hier soll der 1 Kubikmeter große Wassertank stehen. Das kostet Henryks Kupplung ein paar tausend Kilometer, aber man muss Opfer bringen. 2. Juli.
Zwei Tage später, noch immer nicht ganz fertig, die Kleinigkeiten ziehen sich, es fehlen Doppelnippel, Unterlegscheiben, Schrauben, Teile. Merke, kein Wasseranschluss funkioniert je auf Anhieb, das ist nicht die Idee dieses Gewerks. Jedes fehlende Teil dauert in der Besorgung 12 bis 24 Stunden, in 48 Stunden allerdings kommt der Rest der Campbewohner, immerhin weitere 14 Menschen, die hier aufs Klo gehen und duschen wollen. 4. Juli. Henryks Arbeitseinsätze werden mittlerweile penetrant von uns begleitet, denn sobald er die Baustelle verlässt, verschluckt ihn die Arbeit in der Grube und das Finalisieren des Wasseranschlusses verschwindet in weiter Ferne. Doch tatsächlich laufen am 5. Juli abends Pumpe, Boiler, Spüle und Dusche, jetzt flott ums Klo kümmern.
Apropos, kennt jemand Mulltoiletten bzw. dieses Modell? Sehr eigen, leider. Ein gut gedachtes schwedisches beheizbares Schnellkompostierklo, nur – wie wir im Lauf der folgenden Tage feststellen dürfen – keinesfalls für eine mehr als 3-köpfige Familie geeignet. Bei einem Camp mit 18 Bewohnern logischerweise schnell überfordert. Zum Glück haben Sabine und Danda noch das alte Plumpsklo renoviert, was ein gern genommener Ausweichort wird – allerdings gemeinsam mit der 5-köpfigen Familie, die das benachbarte Blåsås gemietet hat, die mögen ihre MullToa im Haus nämlich auch nicht sehr.
Wie dem auch sei, besser als nix und irgendwie reguliert sich alles nach ein paar Tagen. Das Duscherlebnis unter freiem Himmel mit superwarmem weichem Wasserstrahl ist jedenfalls ein geradezu überirdisches!
6. Juli, 10:47, man könnte sagen, wir sind fertig:
Bis zum Abend können wir uns um die Details kümmern, Duschvorhang, Spiegel und Bilder aufhängen, eine Lampe basteln, eine Blende für die Spüle erfinden. Eine Kochplatte taucht auf – aus einem von Henryks unerschöpflichen Schuppen – mit Nähmaschinentisch ein Topp-Herd. Finish, super, gleich kommen die Gäste. Doch davor leider ein unerwartetes aber überaus regenreiches Gewitter. Endlich, aber echt zum falschen Zeitpunkt, alles schwimmt, wir haben doch noch gar kein Dach. Schnell wieder aufhübschen, leider mit provisorischer Plane nicht mehr so einladend, egal, Gäste begrüßen.
Ein paar Tage nach Ankunft übernimmt der nächste Bautrupp, glücklicherweise sind alle Campbewohner mit handwerklichem und kreativem Können und Engagement ausgerüstet, innerhalb eines Tages hat unser Küchenbad ein Dach, bäm! Danke nochmal an die toppiprofiflotten Handwerker! (Weitere Arbeitseinsatzergebnisse im nächsten Beitrag.)
Tja, so sieht's aus, nun. Wenn wir uns noch auf einen Namen geeinigt hätten, würde auch schon ein schönes Schild an der Ranch baumeln, so harrt unser hübsches Freiluftbad weiterer Ergänzungen. Seitenwände zum Beispiel. Und eine Innenkochstelle. Vom Neubau eines eigenen – vor allem – stillen, also ein wenig entfernten Örtchens ganz zu schweigen. Aber erstmal erfreuen wir uns am Luxus von fließendem heißen Wasser unter Bäumen.