Da wir einigen Respekt davor haben, bei den Hermannsdorfer Landwerkstätten inmitten von einigen dutzend Hühnern und vor allem deren Hähnen zu übernachten, beschließen wir, an unserer Wildcamper-Bauernwut-Paranoia zu arbeiten. Nachdem wir anderthalb Stunden kein Plätzchen finden, ist klar, heute werden wir gar nix mehr überwinden und greifen auf unseren kleinen Stellplatzführer zurück. Kommen könne man schon, sagt die nette Frau am Telefon, aber heute Nacht würde das Heu von den gemähten Wiesen gesammelt und das seien einige große und deswegen sei so einiges los (es fielen die Worte "Großkampfwochenende", zudem werde umgebaut und es ist Baustelle). Wir lassen uns aber nicht mehr abschrecken und sind schon unterwegs. Der Hof liegt schön weit oben, die nahe (frisch gemähte und noch abzusammelnde) Wiese aber noch schöner und direkt auf der Kuppe mit einem weiten Blick in die Ebene und die Alpen. Man könne gerne dort irgendwo stehen, aber es würde halt die Nacht durchgearbeitet, das geliehene schwere Gerät zu teuer, daher durchgehend zu bewegen, der Lohnarbeiter hart im Nehmen, der Mann dafür bald im Bett, sagt die nette Frau.
Der Vollmond steht fett am Himmel und bescheint einen kleinen Bus am Wiesenrand, während urtümliche, rundum Flutlicht bestückte Landmaschinen drumherum viel viel Gras einsammeln. Surrealer könnte das Szenario nicht sein und schauend schlafen wir ein.
Der Kontrast, die Stille und der Ausblick am nächsten Morgen sind überwältigend, – deswegen, als Abschluss und bevor die Superlative mit uns durchgehen, etwas Bodenständiges:
Morgenwonne (Joachim Ringelnatz)
Ich bin so knallvergnügt erwacht.
Ich klatsche meine Hüften.
Das Wasser lockt. Die Seife lacht.
Es dürstet mich nach Lüften ...
... Aus meiner tiefsten Seele zieht
Mit Nasenflügelbeben
Ein ungeheurer Appetit
Nach Frühstück und nach Leben.