Valencia

Mi querido cisne! Hat man die unappetitlichen Vorstädte passiert und nähert sich der eigentlichen Stadt, sieht man schon von Weitem, hier wird richtig geklotzt und mit klein-klein hält man sich nicht auf. In der Architektur gibt es wie beim Schaulaufen am Strand kein dazwischen.

Ich stelle mir das so vor: In Berlin hat jemand einen überkandidelten, irrsinnigen, überbordend großartigen Entwurf für ein neues Gebäude. Bis alles verhandelt, zermahlen und kaputtgeredet ist und am Ende auch noch eine seltene Zaunkönigart umgesiedelt werden muss, hat unser Architekt das Gebäude schon anderswo hingestellt, eben in? Richtig, Valencia. Irgendwer kann hier offensichtlich entscheiden und los geht's. Lass uns einen halb offenen Klops mit darin wachsenden Bäumen bauen, an dem seitlich eine riesige Harfe angebracht ist, "super Idee", außerdem sollten wir den Fluss umleiten und ins ehemalige Flussbett einen Park bauen, "toll, wo unterschreibe ich den Auftrag". Hier noch was Riesiges, Wabenartiges, "Hurra". Ach, und wenn noch was übrig ist, lass uns mal den Hafen neu machen ...

Deswegen sieht der Potsdamer Platz aus wie er aussieht und ist selbst an guten Tagen öde, öde, öde. Ich finde eine Portion Gockelei und positiven Größenwahn nicht schlecht, mehr "Queen" weniger "Kraftwerk".

In Valencia sind wir übrigens, weil unsere Berliner Freundin Franzi hier Geburtstag feiert. Franzi hat eine Wohnung im Stadtteil El Cabanyal (Carrer de la Reina 43, 46011 Valencia) gemietet und ihre Freundin Dana mitgebracht. Dana bemalt im Wedding unter anderem Fliesen und Teller in historischem Stil, blau auf weiß, mit lustigen, nackten Frauen, Pimmeln, Halbwesen ... wenn ich mal das Geld habe, kaufe ich ihr alles ab. Wir können mit in die Wohnung ziehen (es hat keine Stellplätze in der Stadt) und ich habe schon mal vorsichtshalber die Tage vorher auf Alkohol verzichtet.

El Cabanyal ist ein ehemaliges Fischerdorf, liegt ergo am Meer und ist ein paar Busstationen vom Zentrum entfernt, dafür sind es von der geräumigen Wohnung nur 200 m bis zum Strand. Schachbrettartig verlaufen die schmalen Straßen und sind von meist zwei- bis dreistöckigen Häusern gesäumt. Viele wunderhübsch gekachelte Fassaden gehen ineinander über und mehr als schlendern tut hier niemand. Genau der richtige Ort, um die nächsten Tage zu verbringen.

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