Nach unseren jeweils singulär verbrachten 3-Tages-Actions treffen wir uns bei Dirks Eltern in Altenmittlau wieder. Von dort starten wir unsere Rhein-Tour! Erwartungen werfen ihre Schatten voraus, – vielleicht ist es das, was die weiteren Geschehnisse irgendwie kompliziert werden lässt ...
Klar ist jedenfalls: bis wir unseren ersten Kontakt mit dem Fluss haben, vergehen Stunden über Stunden, der Alte zeigt sich sperrig und schwer zugänglich. Und auch diese erste Begegnung ist nicht wirklich geschmeidig. Es ist viel zu heiß, mehrere Sackgassen erschweren die Anfahrt, und zu längeren Aufenthalten lädt die aufgetane Kulisse nicht ein.
Wir gehn erstmal Eis essen. Und entscheiden uns dann für einen Übernachtungsplatz – mal wieder per Landvergnügen-Stellplatzführer. Das Weingut Hahn liegt nur eine Stunde entfernt – es geht zwar niemand ans Telefon, aber wir fahren trotzdem hin.
Dinge sind wie sie sind, die Kunst besteht darin, den Blickwinkel zu ändern. Das gelingt diesmal nicht, vielmehr hängen wir in einer trotzigen wir-hätten-es-lieber-anders-Schleife fest. Denn die Wiese hinter dem Weingut, auf dem wir abends stehen, blüht in ungemähter Pracht und der Sohn des Hauses, der – während der Rest der Familie im Urlaub ist – das Haus hütet, ist zwar irritiert, als würde es sich bei uns um einen Erstkontakt mit Außerirdischen handeln, aber trotzdem können wir Wein kaufen und uns gemütlich einrichten. Im Ort selbst hat alles geschlossen, das empfohlene Restaurant heute Ruhetag, also geht's zum Essen ins benachbarte Alzey.
Hier empfängt uns rheinhessische Kleinstadtromantik, ein wenig kitschig, ein wenig geschmacklos, ziemlich spießig, aber der Wein ist hervorragend. Außerdem ist das Pferd am Brunnen wirklich toll, zumal es ab und zu Wasser aus den Nüstern bläst. Trotzdem … es bleibt öde.
Beim Heimweg eine Begegnung der anderen Art. Schon tagsüber fällt unschön auf, dass die ganze Gegend von Windrädern übersät ist. Bei Licht fast bedrohlich, entfalten sie im Sonnenuntergang eine ganz eigene Poesie. Von einem früheren Ausflug im Allgäu wissen wir, dass die Außenhaut auf der Generatorenseite ziemlich warm wird und man dort kuschelig in der Abendkühle sitzen kann. Irgendwie ist es sogar romantisch und ein wenig majestätisch, wenn die riesigen Drehflügel über einem mit imposantem Rauschen durch die Luft schneiden – wie gesagt, es kommt auf den Blickwinkel an.