Die Kleva Gruva liegt ziemlich im Nirgendwo, wie überhaupt viele Häuser im Nirgendwo liegen, – zwei, drei davon in einigem Abstand zueinander ergeben schon eine Siedlung und sind lose in der Landschaft verteilt.
Die Hauptanlage der Grube mit dem Eingang zum Stollen liegt in einer Senke mitten im Wald, der Ausgang ein ganzes Stück höher, in einem mit Moos und Flechten bewachsenen Märchenwald. Überall sind Pilze aus dem Boden geschossen und an den Sträuchern wachsen Blau- und Preiselbeeren.
Im Flechtenwald ist es gleich merklich wärmer als weiter unten, wo die Sonne Mühe hat, durch die Fichten zu scheinen. Noch weiter oben gibt es einen Steilhang aus Abraum und darüber wiederum befindet sich ein Plateau. Da steht man hoch über dem Wald und hat einen weiten Blick ins Land. Dort verbringen wir die letzten Tage (Spoiler), – es ist ein magischer Ort, wenn die Sonne über den Wäldern aufsteigt und das Gestein in allen Brauntönen leuchtet oder nachts der Mond alles in blau-weißes Licht taucht (schon wieder scheißromantisch). Doch dazu später mehr.
Zurück zum Anfang, die ersten Tage stehen wir auf dem Hauptgelände im Wald, hinterm Haupthaus, neben dem Geräteschuppen. Die Grube bereitet sich auf den Winterschlaf vor. Besucher tröpfeln nur noch vereinzelt ein, werden mit Helm und Lampe ausgestattet und verschwinden im Stollen, nach einer gewissen Zeit tauchen sie den Waldweg herunterkommend wieder auf, kaufen ein paar Souvenirs oder grillen sich noch was an einem der Grillplätze. Da kann nüscht passieren, sagt Henryk fröhlich, als wir ihn mal eben an der Rezeption vertreten sollen, weil er in die Grube muss, eine Führung machen (aaaaah).
Henryk hat sich von seinem früheren Leben als Lehrer (Schwerpunkt schwer erziehbare Jugendliche) eine unerschütterliche Ruhe bewahrt, die für die wunderbar entspannte Atmosphäre auf dem kompletten Gelände sorgt. Eigentlich ist er am liebsten am Sägen, Hämmern, Bohren oder Nageln. Damit die Arbeit nicht ausgeht, wird gerade am Hauptgebäude angebaut, außerdem hat er in der Nähe ein Haus (eine sympathische Ruine) gekauft, das demnächst renoviert werden soll, es gibt noch ein weiteres, das schon umgebaut ist, aber dort im Garten liegt noch ein Haus in seinen Einzelteilen, das irgendwann zur Werkstatt aufgebaut werden soll. Henryk hat sich ein wunderbares Netzwerk an Helfern und wertvollen Kontakten aufgebaut und kennt alle und jeden (natürlich auch einen Autoglaser, der unsere Steinschlag-Macke repariert). So lernen wir im Laufe der Tage ein unterhaltsames Sammelsurium an Expats und Einheimischen kennen. Deutsche gibt es erstaunlich viele, denn wenn man Restaurierungsarbeiten nicht scheut, bereit ist, einen Brunnen zu bohren (es gibt zwar meistens Strom, aber keinen Wasseranschluss) und die Einsamkeit nicht fürchtet, kann man für erstaunlich wenig Geld ein ordentliches Grundstück mit Immobilie erwerben. Im Prenzlauer Berg könnte man sich dafür eine 10 qm Eigentumswohnung leisten.
Auf dem letzten Bild rechts befindet sich der Eingang zum 270 m langen Stollen, der ins Berginnere führt. Elle hat aber lieber die gegenüberliegenden, in der Tat sehr schmucken Sanitäranlagen fotografiert. Im Inneren der Grube herrschen im Schnitt 3 Grad und auf dem Platz vor dem Eingang ist es merklich kühler, weil permanent Luft aus dem Stollen weht. Der kalte Hauch der Bergfrau, wie die Arbeiter glaubten und so fühlt es sich auch an.
(Anmerkung Elle: Das ist kein Hauch, das ist eine zackige Brise, die einem schier die Haare flattern lässt und der Temperaturabfall beträgt selbst drüben bei den hübschen Klos schon locker 15 Grad. Unten hat es meines Erachtens auch lediglich 1 Grad. Gefühlt minus 5.)