Wir verlassen die spektakuläre Seenlandschaft und nehmen weiter Kurs nach Norden. Mit einer recht vagen Vorstellung vom nächsten Ziel, das irgendwo zwischen Istrien, Nordkroatien und Slowenien liegt.
Auf dem Weg zum nächstgelegenen Supermarkt fällt auf, was uns bereits wiederholt ins Auge stach – die Narben des Krieges an Häusern und Fassaden. Der Weg führt durch die zwischen 1991 bis 1995 bestehende Republik Serbische Krajina, ein Teil Kroatiens, der im Kroatienkrieg an Serbien angeschlossen werden sollte und 1995 von der kroatischen Armee zurückerobert wurde. Ein Großteil der Bevölkerung wurde vertrieben oder musste flüchten und kehrte nicht mehr zurück. Viele Häuser, ja ganze Siedlungen stehen leer und es liegen noch zehntausende Minen im Boden. Oft wurde direkt neben einem zerstörten Haus neu gebaut, ohne dass ein Abriss stattfand – was mitunter sehr bizarr aussieht. Eine Erklärung dafür finden wir nicht, außer dass es wegen ungeräumter Kampfmittel gefährlich ist, die Ruinen zu betreten und die Besitzverhältnisse oft ungeklärt sind.
In vielen Ortschaften sind wie hier auch 20 Jahre später Geschosseinschläge an den Fassaden zu sehen. Das ganze wirkt nur wenige Kilometer von den Urlaubsstränden entfernt wie aus der Zeit und dem Kontext gefallen. Um so mehr ist es besorgniserregend, dass aktuell ein paar hundert Kilometer weiter im Kosovo und Mazedonien wieder Nationalisten an die Macht drängen und die Überlegenheit der eigenen Volksgruppe propagieren.
In der Natur jedenfalls hat sich alles sauber verwachsen, keine Spuren, keine Narben, alles wie neu.