Tito, Touris, Ćevapčići

Ein Tag in Bled. Vormittags  am Bus sitzen und Blog schreiben, mittags an den See und Chinesen beim Selfiemachen zusehen. (Die waren nur kurz im Rudel aufgetaucht, vorher und nachher war es wieder recht beschaulich.) Nachmittags den Mann um den See zum Joggen jagen. Abends im Restaurant Ćevapčići essen und danach (nochmal) um den See flanieren. Auf Titos Aussichtsterrasse noch einen Espresso mit Viljemovka nehmen und von oben dem Boot mit den Bediensteten der Inselkirche bei der Heimfahrt zusehen. In spontanem Eifer sogar noch die Burg erklimmen und aufs nächtliche Bled blicken.

Eines der interessantesten Bauwerke am See ist die ehemalige Sommerresidenz von Marshall Tito, der über viele Jahrzehnte mit Finesse und Gewalt die Staaten des ehemaligen Jugoslawiens zusammenhielt. Wie jeder anständige Diktator kam er aus einfachen Verhältnissen an die Macht, stellte sich als anfänglich strammer Stalinist später gegen die Sowjetunion und wurde aus Dankbarkeit vom Westen hofiert. Deswegen war/ist bei uns auch serbische Bohnensuppe und Ćevapčići beliebter als der russische Borschtsch.

Titos Sommerresidenz besteht aus zwei Gebäuden, zum einen gibt es die Villa Bled, erbaut auf den Ruinen eines alten Schlosses, hoch am Hang, mit großer Freitreppe runter zu dazugehöriger Bootsanlegestelle, schon recht ansehnlich, aber für Diktatorenverhältnisse eher ein tiny Home. Die Villa ist seit 1984 ein Hotel. Viel interessanter ist der Bau nebenan. Eine Art riesige Zigarrenkiste, die längsseitig auf Stelzen stehend über die Felsen ragt und auf den See schaut. Schauen im wahrsten Sinne des Wortes, denn wenn die Lampen im Inneren durch die Verglasung leuchten, sieht das Gebäude aus wie ein riesiger Roboterkopf. Im Kopf befindet sich ein Café, welches einigermaßen spektakulär ist. Der Raum ist mit edlem Holz vertäfelt und auf der rückwärtigen Wand befinden sich – wie es sich gehört – Szenen aus dem Arbeiter- und Bauernmilieu im sozialistischen Stil, zudem trohnt an der Stirnseite Titos Büste. Alles im gepflegten 60er-Jahre-Ambiente. Im Eingangsbereich Fotos von Tito mit Staatsgästen: Haile Selassie, der japanische Tennō, Willy Brandt, Helmut Kohl und und und. Die Spezialität des Cafés ist die 1953 vom Leibkonditor Titos erfundene Cremeschnitte. Diese wurde bis heute mehr als 12 Millionen mal gebacken und man könnte eine 7 Meter hohe Mauer um den See (6,5 km) errichten (falls mal wieder jemand unnützes Wissen benötigt).

In dem Zusammenhang soll nicht unerwähnt bleiben, dass wir uns angesichts der Biberburgen im Bayerischen Wald fragten: "Was frisst eigentlich der Biber?" Die Antwort ist interessanter als vermutet: Der Biber ist reiner Vegetarier und ernährt sich von 300 verschiedenen Pflanzen, in der kargen Zeit frisst er hauptsächlich Rinde, die er als Biberkot ausscheidet und diesen proteinhaltigen Brei frisst er dann erneut. Reisen bildet eben und beim nächsten Trivial Pursuit sind wir auch tipptopp vorbereitet.

Hier die tagsdrauf zur Weiterfahrt erworbene Cremeschnitte:

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