Morgenstund hat Stahl im Fuß

Der Morgen beginnt euphorisch! Von der frühen Sonne geweckt, den Kaffee in der Hand hüpfen wir voller Vorfreude nach oben ins Outdoor-Küchen-Bad, um zu inspizieren, wie sich unser gemeinsames Werk vom Vorjahr entwickelt hat. Natürlich in Schläppchen und Schlafshirt. Munter umrunden wir Häuschen und Vorbau und sofort wird Hand angelegt – in diesem Fall meinerseits an den neu verlegten Schlauch, der aus optischen Gründen unbedingt an die Seite ins Gebüsch geschoben werden muss, jetzt sofort natürlich.
Dazu spring ich mit Flipflops durch den hohen Farn und mit Schwung in ein Stück Holz mit senkrecht rausstehender 12er Schraube. Der Schwung lässt schlagartig nach und mich nach hintüber kippen. Ich geh im Schmerz vor der Dusche nieder, blitzschnell im Kopf die Optionen zu Notarzt oder nächstem Krankenhaus durch und bin verblüfft, wie lange es dauert, bis der Schmerz nachlässt. Dirk ist einigermaßen irritiert, wie sehr die Frau da rumwimmert und weiß wie ich sofort, dass ein Gedanke an prompte ärztliche Versorgung aussichtslos wäre. Nach ein paar Minuten ist das erste Drama zum Glück erledigt und die Lage halbwegs klar: getanzt wird heute nicht, es wird Midsommar im Sitzen und Not-OP braucht es keine.
Nachdem die Wunde untersucht, für tief aber nicht zu nähen befunden ist, irgendwas drauf geschmiert und dann eingewickelt wurde, wird das Überbleibsel der Bauarbeiten als Mahnmal vor den Bus drapiert. Dumm gelaufen und selbst schuld, aber ein bisschen natürlich auch die nachlässige Bauplatzhygiene im letzten Jahr. Aber egal, es ist Midsommar und es gibt Dinge zu tun, also husch zu den Nachbarn, da ist die Midsommar-Sause der Geschwisterpaare samt Töchtern und Schwiegersöhnen schon voll im Gange!

Dieses Jahr werden bei den Spielen sämtliche Register gezogen, alle machen sich tapfer zum Affen und irgendwie bin ich nicht sooo traurig, dass ich mich nicht bewegen darf. Nach einer Ibu ist auch der Schmerz im Fuß ok, ich werde selbstredend allseits umsorgt und bekomme für den Heimweg Wanderstöcke in die Hand gedrückt. All das und vielleicht der Alkohol sorgen für wunderbare Stimmung und ich kann sogar ganz langsam schon wieder auftreten.

Die nächsten Tage verlaufen nach dem Schema "Frau sitzt, Mann schwitzt", Dirk widmet sich dem Küchen-Bad und ich der Heilung der Wunde – topp Arbeitsteilung. Nach einem Gewitter lassen wir uns für ein paar Tage aus der Grube rausschwemmen, müssen mal an einen See.

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