Wenn es spät wird zur Schlafplatzsuche, kann das Finden eines für uns beide passenden Ortes nervenaufreibend werden. Die Dämmerung mahnt zur Eile, die Auswahl der Alternativen schrumpft, Müdigkeit – gern gepaart mit Unterzucker – tut den Rest. Wir kennen das Phänomen seit Jahren, dennoch passiert es immer wieder, da verblüffenderweise manche Plätze die Eigenschaft haben, uns völlig zu entzweien, was ihre Qualität zur Übernachtung angeht.
Dirk ist sich bei diesem Platz am See völlig sicher, dass es der richtige ist – und optisch ist er ja durchaus idyllisch. Ich wiederum fall vom Glauben ab, wie man derart einsichtig und 2m neben der Straße schlafen wollen kann.
Ruhiger Waldparkplatz
mit 2 Tischen unter Dach
park4night.com
Gerade noch hat uns der Sonnenuntergang mit einem Grinsen über die holprigen Waldwege geschickt, schon ist die Stimmung a.A. Zudem piept die Öllampe bei Rambo, also erstmal Öl nachfüllen (zum Glück haben wir dank Dirk Vorrat parat) und beruhigen.
Aber der Mann wäre nicht my man, würde er nicht mal wieder eine weitere Alternative aus dem verlässlichen Ärmel schütteln und zum Glück sind wir uns nun einig (schon, oder??), dass sich dieser nun vorzüglich zum Übernachten eignet.
Es ist einer der vielen geradezu gemütlichen Forstparkplätze mit Picknickflächen, weit von der großen Straße entfernt, wo glücklicherweise auf den Schildern nichts von einem Camperverbot zu deuten ist. Nach ein paar PKWs, die kommen und fahren, sind wir allein und schlafen selig in unseren letzten Polen-Tag hinein.
Dann ein letztes Mal über die blühenden Wiesen und Felder – auf nach Stettin!
Letzter Boxenstop Stettin. Mir war die letzten 30 Jahre nicht bewusst, dass es von hier nur knapp anderthalb Stunden bis zur Haustüre in Berlin sind – schräg. In Berlin sind wir mit Liz verabredet, die unsere Wohnung hütet. Der Plan ist, Gepäck zu tauschen und gleich weiter zum nächsten Stellplatz zu fahren, um tagsdrauf auf das Nation of Gondwana Festival bei Berlin zu düsen.
Leider stehe ich mir gerade selbst etwas im Weg, die Logistik geht mir gehörig auf die Ketten, zumal Elle und ich bei der Beurteilung der letzten beiden Plätzen sehr unterschiedlicher Meinung waren. Ständig habe ich das Gefühl, alles müsse perfekt recherchiert sein, sonst gibt’s Gemaule.
Also jetzt Stettin … der Bus ist abgestellt, aber wo ist die verflixte Altstadt? Die vorgeschlagene Route sieht jedenfalls mehr nach Verkehrsknotenpunkt als nach historisches Zentrum aus. Kabbelnd geht’s weiter, dann endlich, ein Markt mit netten Buden, unaufgeregtem Ambiente und sogar die Richtung stimmt. Außerdem gibt es ofenfrische Backwaren. Durchatmen, fetten Teig kauen und runterkommen. Die Buden säumen den Weg zur Altstadt und es gibt mal wieder fast ausschließlich Lebensmittel.
Der Grund, warum wir die Altstadt nicht fanden, ist, dass sie aus zehn Häusern besteht, die um ein etwa fußballplatzgroßes Karrée gruppiert sind. Sonst sind Plätze mit Namen wie 'Heumarkt' ja eine sichere Bank, wenn man nicht viel Zeit hat, aber hier ist es menschenleer, man steht vor der mächtigen Verkehrstangente, auf deren gegenüberliegenden Seite wir vorhin gestartet sind, um dann ungläubig abzubiegen.
Schade, leider wird die Zeit knapp und der Abschiedskaffee im originalen Café (seit 1972) nahe unseres (Anm. Elle: perfekt recherchierten und bewachten) Parkplatz treibt einem leider auch das Wasser in die Augen.
P.S. Auf dem Rückweg, wieder über den Markt, gibt es doch tatsächlich einen Stand mit bunten Schals und Gürteln und wir schlagen zu. Funfact: Wir kennen die polnische Marke, es gibt sie bei uns um die Ecke in Pberg (ich trage sogar zufällig heute deren Socken), aber mir ist ein versöhnliches Ende wichtig.
P.P.S. Daheim: Eben gab's fantastische mitgebrachte Piroggen und eine weitere Packung mit Blaubeerfüllung liegt noch im Kühlschrank, mehr als versöhnlich.