Azienda Monte Sacro – Gargano Nationalpark

Einladender kann der Empfang nicht sein, hier sind wir richtig. Auch wenn es etwas dauert, bis wir – nach etlichen Tieren – dem ersten Menschen begegnen. Doch kaum ist der Kontakt hergestellt, haben wir Käse, Marmelade und Limoncello gekauft und uns zum mehrgängigen Abendmenü angemeldet.

Vor dem Essen sehen wir uns noch ein wenig um (erstes Fazit: deutlich mehr Tiere als Menschen unterwegs) und als wir mit der Hundegruppe in der Dämmerung zum Auto zurückkommen, ist es schon völlig eingemeindet. Eine innige Begrüßung der Eselgruppe erfolgt, dann dürfen wir zum Essen.

Tatsächlich gibt es noch zwei weitere (Menschen-)Pärchen, die hier ein Appartement bewohnen und mit uns beim Abendessen sitzen. (Bei den einen Nachbarn finden wir auch am zweiten Abend nicht heraus, in welcher Sprache sie sich unterhalten, es könnte flämisch gewesen sein, die anderen sind Franzosen.)

Der Gastraum ist speziell, das Fernsehprogramm anstrengend (ungewollt sehen alle die 'Berichterstattung' des Senders RAI zum Attentat in Las Vegas, laut, schlecht und wiederkehrend), aber dem Essgenuss kann es nichts anhaben. Die Besitzerin serviert mit unverständlicher Begleitkonversation, was ihr rührender Gatte (den sie vom Gastraum aus anschnauzt, sprich die Bestellungen weitergibt) in der Küche gezaubert hat, reihum wird den Paaren Unterschiedliches auf den Tisch gestellt, niemand versteht so richtig, was wir essen, aber alle sind hoch zufrieden.

Satt, dunkel, Bettgehzeit. Erst halb 9? Egal.
Wohin unsere neuen Freunde einmütig verschwinden, als wir nach dem Essen zum Bus gehen, werden wir nicht erfahren, aber sie überlassen uns großzügig die komplette Wiese für die Nacht.

In der Morgensonne können wir nochmal gründlich inspizieren, was dieser Ort so hergibt. Auch hier wird bereits alles winterfest gemacht, daher gibt es auch kein Schwimmbecken mehr und keine Duschen. Doch muntere Tiere überall, wie auch gestern schon im Dunkeln.

Die Paarhuferfraktion steht still aufgereiht wie für ein Shooting in der Sonne, die drei Pinscher wuisln ihnen tippelnd durch die Beine, die Enten stehen etwas zögerlich vor ihrem Morgenbad, die Hühner lassen sich vom Hahn bekrähen und die Schafe bewegen sich in Zeitlupe über die Tauwiesen – eine geradezu heilige Stimmung.

Dann nichts wie hoch auf den Monte Sacro.

In einer knappen Stunde ist man bei der ehemaligen Benediktinerabtei, welche in ihrer Hochzeit für ihre umfangreiche Bibliothek bekannt war. Und wenn man sich nicht (wie die anderen Wanderer) von der zugewucherten Umgebung verwirren lässt ("ja wo ist denn das Meer, ja sieht man denn hier nichts, da ist ja gar kein Ausblick, wo ist denn der Gipfel"), findet man auch nach ganz oben und kann zwischen viel Gesträuch auf eine Abhöranlage (Norden) und das Meer (Osten) blicken.

Beglückt mäandern wir langsam wieder abwärts, dieser Ort hat echtes Entspannungspotential. Mal kreuzen wir Ziegenpfade, mal Kuhwiesen, wir schlendern durch Eichenhaine, sitzen unter mächtigen Ahornbäumen, stapfen durch hüfthohen Farn, stolpern auf unebenen Abwegen. Alles ist mit Steinen punktiert, flankiert und zu Mauern geschichtet, Schäfer reparieren Zäune, buddeln Gräben für den Winter, Hütehunde rasen lautlos unachtsamen Ziegen hinterher, stolze Kuhdamen schreiten ungerührt auf ihren Pfaden.

Das Abendessen ist genauso besinnlich wie der ganze Tag, die Chefin hat frei, der Fernseher ist aus und die Männer haben mit großer Ruhe den Betrieb übernommen. Der Schwiegersohn bemüht sich im Service, während der Senior sichtlich entspannter als gestern die Gerichte erklärt, zubereitet und Limoncello spendiert.

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