Hannover: Die Perle Niedersachsens, sagt jedenfalls Anaïs, die Nichte von Elle, nun ja, jeder wie er denkt. Ich jedenfalls bin semibegeistert, als Elle verkündet, eben dorthin zur Bildungsmesse Didacta fahren zu wollen. (Warum, werden wir noch ausführlicher beantworten.) Unweit des Messegeländes gibt es einen Campingplatz, der auch im Winter geöffnet hat und das finde ich dann doch interessant, steht ja das Thema Wintercamping ganz oben auf meiner to-do-Liste. Man findet erstaunlich viele Ganzjahres-Camps, gerade in Skigebieten, was wahrscheinlich den horrend teuren Übernachtungspreisen dort geschuldet ist und natürlich will ich es sofort ausprobieren, Elle auf gar keinen Fall (nachts durch Eis und Schnee aufs Klo tapern, ohne mich, sagt se). Aber für zwei Test-Nächte in Hannover am See, vor allem als Alternative zu trostlosen Innenstadtmittelklassehotels, willigt Elle ein. Es hat minus 7 Grad und zum ersten Mal darf unsere bisher selten genutzte Spezialheizung Ecomat2000 zeigen, was sie im Dauerbetrieb kann. Der Innenraum – obwohl ja nicht sooo riesig – ist nicht komplett warm zu bekommen (der Ecomat muss bretteben stehen und bläst dann stramm in eine Richtung), aber steht die Heizung vor einem und ist der Rücken schön eingemummelt, geht es ganz gut. Da wir die Nacht durchheizen, wird die Luft etwas trocken, nur raus, nee raus will man wirklich nicht.
Sonnenaufgang am zugefrorenen See, Stille, Natur – idyllischer kann ein Messebesuch nicht beginnen. Über Felder, Wiesen und kurvige Straßen landet man in nur 15 Minuten am Westeingang und in einer komplett anderen Welt.
Die Didacta ist die größte Bildungsmesse Europas und von geschreinerten Kindergartenpiratenschiffen in Orignalgröße, 3D Druckern, sprechenden Stiften, interaktiven Tafelersatzbildschirmen, Legasthenikerhilfsspielen über neue Pädagogikkonzepte und unescoprämierte Schulprojekte verteilt sich alles, was irgendwie mit Bildung, Erziehung und Schule in Verbindung gebracht werden kann, auf vier ziemlich große Hallen.
Was wir hier wollen? In Kürze und ohne ins Detail zu gehen, denn die sind wir auch noch am herausfinden: es gibt über meinen Verleger Rolf die Möglichkeit, einen ruhenden Verein zur Weiterbildung neu zu beleben. Was Elle sehr in die Hände spielt, ist das Thema Aus- und Weiterbildung doch eines ihrer Herzensangelegenheiten. Das Ganze wird aber eine andere Form der Reise und soll hier nur am Rande gestreift werden.
Während Elle also eine ordentliche Portion Didaktik, Pädagogik und neueste Trends inhaliert, alte Kollegen trifft und neue Kontakte knüpft, widme ich mich zusammen mit Anaïs (die hier ein Vorsprechen an der Schauspielschule hat) den Giveaways. Am Besten finde ich die kleinen Miniaturklebetuben von UHU (ja, auch die sind hier), aber auch winzige Wasserwaagen werden verteilt, überall gibt es Kaffee, Kuchen, Popcorn und kleine, einzeln abgepackte Süßigkeiten (Stichwort: Gesunde Ernährung und Nachhaltigkeit!) und riesige Taschen, um alles zu verstauen. Beim Hineinploppen in die Vorträge der unterschiedlichsten Anbieter, jagen einem manche Themen Angst und Schrecken ein (softwarebasierte Kinderoptimierung, lückenlose Überwachung der Schüler), gerade weil sie als the-next-big-positive-thing gepriesen werden, andere, zum Beispiel Lernen neu definieren und Schulkonzepte verändern, machen Spaß und geben Hoffnung. Am Ende gibt es noch einen Juckelhocker zum Messepreis, der leider zu Hause Rillen ins Parkett fräst.