Warnung: Dieser Beitrag ist nicht nur lang, er ist auch ein Hybrid. Was in diesem (Blog-)Fall bedeutet, dass er nicht nur von einem Camper-Stellplatz handelt, sondern auch von nicht-im-Bus-Übernachtungen, was normalerweise keinen Blogeintrag berechtigt. Aber da der Übernachtungsort sehr speziell ist und wir ihn mit einem Busschlafplatz zeitlich eingerahmt haben, darf er rein hier. Es handelt sich nämlich um eine "Albergo Diffuso", was niemanden diffus machen soll (höhö), daher erstmal eine Herleitung.
Ich halte seit Jahren nach Gemeinschaftsprojekten Ausschau, die nicht nur schön (grün und mit Aussicht) gelegen sind, sondern konzeptionell geeignet wären, meine Idee des Alterswohnens zu bedienen.
Park4night-Platz am See
71 Vicolo Maestro
46100 Mantova
Ich würde gern – spätestens wenn sich mein körperlicher Radius einschränkt – mit einer Menge Mensch zusammenleben (genug, damit man sich nicht an Einzelnen abarbeitet, also mehr als 30), mit mehr Generationen als meiner, in einem kreativen Umfeld, gern ländlich (mit See und Berg selbstverständlich) und mit "irgendwas zu tun", also idealerweise kein reiner Wohnort, sondern wo es auch "Traffic" von außen gibt, sich zu den Bewohner:innen (in Maßen und zu bestimmten Zeiten) Besucher:innen gesellen, damit nicht alle nur um sich selbst kreisen. Das könnte sein Kunst, Musik, Gastro, Seminarbetrieb, Gemüsebau, Zierpflanzen, Tiere ... so Dinge. So viel zum Ideal.

Damit ich rechtzeitig von solchen Projekten erfahre, hab ich diverse Newsletter abonniert, die mich mit Vorschlägen dazu versorgen. Einer davon erzählte vom Borgo Batone, einer Orts-Sharing-Idee, die nur für Urlaube gedacht ist, mit Alterswohnen nix zu tun, sehr teure Einstiegsbedingungen, aber einen kollaborativen Communityansatz hat, der mich neugierig macht. Aber es liegt schön und weil Italien als Ziel ja immer geht, schaun wir uns das trotzdem an – außerdem haben wir unsere Love&Peace-Tour gerade absolviert, starten also bereits von der nördlichsten Stadt Italiens.
Bereits im März melden wir uns für den Onboardingprozess beim Borgo an, lernen das Kernteam und weitere Interessenten online kennen und buchen uns für den 2.-6. Mai zum Schnupper-Übernachten in einem der Häuser ein. Da die Fahrt in einem Rutsch mühsam ist, planen wir eine Übernachtung in Mantua, wo man zentrumsnah an einem Seeufer unbehelligt stehen kann. Zudem hat Rambo mal wieder Turboleiden, da will der Brenner langsam angegangen werden. Der (gute) Kaffee bei "Lanz" ist eh schon Tradition.





Wir fühlen uns auf den passenden Pfaden (Borgo heißt schlicht "Dorf", das wussten wir bis dahin nicht und nehmen es als kosmischen Hinweis) und finden natürlich bereits in Mantua alles tutto bello, hier könnte man auch wohnen.






Am frühen Nachmittag kommen wir im Batone an und werden sofort zur Suppe eingeladen – Community, so soll das. Im Lauf des Nachmittags lernen wir alle momentan hier Residierenden kennen und – funfact, natürlich – sind mal wieder alles Berliner:innen. Wir beziehen unser Domizil, besichtigen das Gelände, testen das famous Quellwasser (Locals versorgen sich davon kanisterweise) und die Ausblicke von allen Terrassen und Fenstern, quatschen mit jedem und treffen uns an der Tafel zum gemeinsamen Abendessen.





Am nächsten Tag bestes Italienfrühjahrswetter, auf nach Lucca! Da wird jedes positive Klischee bedient – Eis, Essen, Plätze, Kathedralen, Paläste, Burgwall, Shopping, Aperitivo – wir sind zweimal dort und vielfach begeistert.






Gemeinschaftlich geht es im Borgo weiter, Menschen reisen an (die nächsten Berlinerinnen), reisen ab, man quatscht am Pool, trifft sich in der Küche, kocht, isst, lässt die Abende an der großen Tafel ausklingen. Nach intensiven herrlichen Tagen verlassen wir das Dorf, machen Essensstopp in Parma, übernachten wieder am See, kaufen in Mantua Töpfe für die Terrasse, unterbrechen die Heimfahrt mal wieder in Lauf an der Pegnitz, kommen reich an Begegnungen in Berlin an und lassen erstmal sacken.




Schlussendlich sind wir nicht eingestiegen in das Projekt, aus oben benannten Gründen. Aber alle, die wir am großen Tisch kennengelernt haben, sind gute Freunde geworden. Und wer weiß, vielleicht landen wir mit ihnen irgendwann im Alterswohnsitz.



In der Fotogalerie ist der Reiseverlauf anhand der Bilder nachzuvollziehen: Brenner - Mantua - Batone - Lucca - Batone - Lucca - Batone - Parma - Mantua - Brenner