Wenn sich ein Gedanke mal bei mir festgefressen hat, kriege ich ihn kaum wieder weggeputzt. Im Moment ist es die völlig unbegründete Annahme, das Campinggas würde ausgehen und es gäbe keinen Ersatz. Die Info, es würde im Süden und speziell in Portugal nur Patronen geben, auf die unser Kocher nicht passt, ist allerdings falsch, weil passende in jedem Supermarkt rumstehen, dies jedoch zu exorbitanten Preisen. Autosuggestion (Kaffeekochen braucht gar kein Gas, oohhm) ist in diesem Falle unnötig, weil ganz in der Nähe ein Decathlon (ein französischer Sportausstatter) eine Filiale hat. Dieser hat außerdem noch einige andere Dinge im Angebot, die es wert sind, unter die Lupe genommen zu werden. Da das Wetter, man kann es drehen und wenden wie man will, nicht mehr schönzureden ist – es pisst aus einer grauen einförmigen Wolkendecke und Besserung ist nicht in Sicht –, steuern wir Portimão an. Das Schöne an der Algarve ist, dass die Orte recht dicht beieinander liegen und man meistens nicht länger als eine halbe Stunde fährt.
Portimão empfängt uns mit Bausünden der 80ziger und 90ziger Jahre, Freunde freudloser Bettenburgen finden hier das ein oder andere Highlight fürs Sammelalbum und auch die Zona Comercial ist hier mal eine richtige Zone, die bis zum (heute zwar sehr kurzen) Horizont reicht. Die Campingabteilung im Decathlon schließlich besteht aus zwei Regalen, aber bietet alles, was ich mir schon immer gewünscht habe. Auch Elle ist begeistert (kleiner Scherz). Es gibt natürlich das gewünschte günstige Gas, dazu noch Aluminium-Trinkflaschen, USB-aufladbare Außenleuchten, Badelatschen, ein kleine kugelförmige Lampe, magnetisch versenkbar in einem Stirnband, Kochgeschirr (haben wir schon, aber kann man immer gebrauchen), multifunktionales Essbesteck, schnelltrocknende Outdoorhandtücher und ameisensichere Socken. Die Außenleuchte wird ein taktisches Opfer (du Schuft! Anm. Elle), dafür gibt es die Trinkflasche, die Kugellampe (hier im Bild die dritte Einstellung nach weiß und flackerweiß), Flip-Flops und Socken.
Draußen regnet es immer noch und wir brauchen langsam einen Schlafplatz. Das Caravan-Motorhome am Hafen ist riesig und unansehnlich und fällt somit schon mal aus, aber im Nachbarort über der Brücke in Ferragudo soll es eine Möglichkeit am Flussufer geben, von der aus man die "Skyline" von Portimão sehen kann. Und wirklich, auf einer Sandbank stehen schon klein und geduckt ein paar Kollegen. Die Skyline ist auch nicht so schlecht und da jetzt noch Gewitter aufzieht, wirkt das ganze unwirklich, gespenstisch und endzeitlich romantisch – nur die Außenleuchte fehlt.
Da wir in Schweden nicht eine Mücke hatten, sind wir doch einigermaßen überrascht, sie hier zuhauf vorzufinden. Morgens gibt es keine, tagsüber gibt es gar keine, in der Dämmerung auch nicht, aber nachts sitzen alle im Bus. Ein bisschen wie Clubgänger in Berlin. Diszipliniert kommt eine nach der anderen und dann folgt immer das Gleiche: Licht an, Bus absuchen, Mücke killen, den Gatsch wegputzen, Licht aus, Augen zu, nächste Mücke. Unser Mückennetz für die Bustür ist hier im Gegensatz zum Sommer in Deutschland und Italien komplett wirkungslos gegen diese hochintelligenten, portugiesischen, paranoid machenden Biester. Gut, dass ich meine neue Stirnlampe mit 80 Lumen habe, so hell, dass man Löcher in die Wand brennen und jede Mücke finden kann. Trotzdem, nach der 8. Mücke, machen wir einfach Ohrstöpsel rein und lassen sie stechen. If you can't beat them, join them.
Ein Tipp, den wir noch ausprobieren müssen, sind elektrische Fliegenklatschen, weil man da nur in die Nähe der Mücke kommen muss, um diese dann rückstandslos verdampfen zu lassen. Zudem macht es weniger Mühe und keinen Dreck, und Mitleid gibt es längst nicht mehr. Die teureren Modelle haben mehr Leistung und es gibt youtube-Videos, in denen gezeigt wird, wie man sie sogar zu noch mehr Leistung (für Mäuse?) tunen kann?! (Wieder was gelernt.)