Vom Krater in die Grube: Oettingen liegt am Rande des 'Nördlinger Ries', ein eher unspektakulärer Name für den riesigen Krater (20-24 km Durchmesser), den ein Meteorit vor 14,6 Millionen Jahre hinterlassen hat. Von dort ein Stündchen südöstlich landet man im Altmühltal, dessen Schönheit wir heute links liegen lassen für eine andere Attraktion, denn seit Jahren, eigentlich seit wir auf der A9 zwischen Berlin und München pendeln, taucht bei der Ausfahrt Altmühltal verlässlich das Bild eines Archaeopteryx vor meinem (Dirks!) geistigen Auge auf, verbunden mit dem Satz, dass ich hier unbedingt mal nach Fossilien suchen möchte. Irgendwie haben wir es jedoch immer eilig, nach Berlin oder München zu kommen und so blieb es beim Lippenbekenntnis, bis jetzt. Endlich da, Fossilie, here I come.
Verheißungsvolle Wolken zur Anreise, wenn wir nichts finden, wird es wenigstens eine spektakuläre Wetterschau geben, soviel ist sicher. Im Vorraum werden Erwartungen aufs Höchstmaß geschürt, begleitet von ermunternden Aussagen des Betreibers ("... also wöchentlich werden hier neue Funde rausgeklopft") und eben wandert ein Besucher mit einem veritablen Steinstück hinaus.
Die Gesteinsschicht, in der man hier die Fossilien findet, nennt sich weißer Jura, besteht aus ehemaligem Meeresgrund und wurde vor 161-150 Millionen Jahren abgelagert. Die Fossilienlagerstätten sind von Weltrang und Leute kommen extra aus New York ((klassischer Dirk-Satz, wenn er mich zu was überreden will, funktionierte ein paarmal tatsächlich), um hier zu buddeln (aber lassen wir das). Hier im 'Steinbruch Mühlheim', in dem schon Gerhard Schröder gebuddelt hat, kann man Hammer und Meißel leihen und sitzt kurz darauf mit einer überschaubaren Menge an Hobbyarchäologen in der etwa fußballfeldgroßen Grube und meißelt, was das Zeug hält. Ein verheißungsvolles, vielstimmiges pling, plong, pling erfüllt die Luft. Alle tragen zweckdienliche Kleidung, weil man sich ordentlich einsaut, wir haben diesen Umstand leider übersehen und sind die einzigen ohne Arbeitskleidung der Marke Strauss (gibt es überhaupt noch eine andere?).
Man findet viele Farne, die sich aber leider als eine chemische Verbindung entpuppen und nur so aussehen, und sonst erst mal nix. Außerdem sorgt ein ordentlicher Platzregen dafür, das es jetzt richtig schmierig wird. Immerhin, nach anderthalb Stunden haben wir mehrere kleine Bruchstücke mit Muschelabdrücken, zwei zerbrochene Schneckenfragmente und einen Knochenfischrückenknorpel, oder etwas, das zumindest so ähnlich aussieht, womöglich, vielleicht. Am Ausgang könnte man ein paar schöne Fossilien günstig kaufen (günstiger als der Eintritt für zwei) und hätte sich noch nicht mal bücken müssen, aber dann hätte man auf keinen Fall einen Archaeopteryx nicht gefunden.