If you can’t beat them join them

Phase IV Ist ein sehr interessanter Spielfilm, in dem eine außerirdische Intelligenz die mächtigste Spezies auf der Erde genetisch manipuliert und zur Weltherrschaft führt. Es handelt sich um Ameisen, denen ja eine gnadenlose Effizienz nachgesagt wird.

Direkt neben dem Bus unter dem Klapptisch hindurch schlängelt sich jedenfalls eine Ameisenstraße, kein Feldweg, sondern ein richtiger Highway mit Stoßzeiten am Vormittag und gegen Abend. Gegen Mittag ist die Straße verwaist, weswegen wir beim Parken den Umstand auch nicht bemerkten. Später hatten wir dann unter dem Esstisch "a situation", wie der Amerikaner ein Problemchen beschreibt. Der Versuch, den Streckenverlauf zu verlegen, wurde mit wildem Ausschwärmen beantwortet, also ließen wir den Tierchen ihren Willen, wobei es ja so ist (gefährliches Halbwissen), dass Ameisen, wenn sie eine Futterquelle entdeckt haben, eine Geruchspur zum Bau legen, auf der dann alle anderen entlang marschieren.

So auch hier, ein endloser Strom von Gräsern, Pflänzchen und Blütenteilen (sowie Sonnenblumenkernen unseres Frühstücksbrotes) wandert vom Erntefeld auf der einen Seite des Parkplatzes in Richtung Bau, der irgendwo am Abhang unter dem Standplatz liegen muss. Der Teil des Handelsweges, den wir sehen, ist ungefähr 15 m. So weit, so effizient.

Ein gar nicht kleiner Teil der bepackten Tiere kommt allerdings beim Hin- und Herwuchten des Gepäcks vom Weg ab und dreht dann orientierungslos im Kreise. Bugsiert man sie wieder in die Spur, geht's einfach weiter die Straße entlang. Hie und da gibt es großköpfige Wuchtbrummen, die abseits des Weges ohne ersichtlichen Grund speziell ausgesuchte Steinchen aus einem Ozean von Steinchen ziellos umherzerren. Mit anderen Worten, etwa 15 Prozent der Tiere machen Blödsinn und fallen aus. Elle meint, im Arbeitsleben sei der Prozentsatz etwa der gleiche.

Diese Sorte Ameisen hier ernährt sich vegetarisch, platzierte Motten (Selbstmord im Rotwein am Vorabend) werden ignoriert, bei Erdnussflippsbröseln kennt die Begeisterung keine Grenzen, ja es wird sogar ein extra Weg zu den Bröseln neben dem Stuhl gebaut und aus Zeichen der Dankbarkeit dem Spender freundschaftlich und spürbar in die Zehe gebissen.

In friedlicher Koexistenz verbringen wir die weiteren Tage, selbst während der Ameisen-Siesta überhüpfen wir aufmerksam alle Trassen und achten penibel darauf, die sortierte Prozession nicht zu stören. Dirk betreibt tägliche Studien und spielt den Tierchen zur Erbauung auch mal ein Liedchen. (Da die Frau zum Filmen aber zu spät aufstand, gibt es hier lediglich Vor-Siesta-Betrieb auf der Straße.)

Wenn wir schon bei Kroatiens wunderbarer Fauna sind: Gestern flog eine Schlupfwespe mit gelähmter Spinne zwischen den Beinen durch die geöffnete Bustür. Erschreckt von zwei riesigen Menschen, die wild fuchtelnd einen Abwehrtanz aufführten, ließ sie die Spinne im Bus fallen (inklusive des in die Spinne gelegten Eis, Anm. Elle: wikipediagestützte unbelegte Behauptung Dirks) und versuchte im Anschluss, panisch und unablässig wieder in den Bus zu kommen. Die Menschen, wieder Herr ihrer Sinne, versuchten wiederum genau dies zu verhindern, bis die Frau die Spinne entdeckte und sie schwungvoll nach draußen schnipste. Schlupfwespe halbwegs beruhigt, aber beutelos, Menschen beruhigt, aber unsicher, ob da nicht doch ab jetzt verlorene Eier im Bus brüten.

Ansonsten ist der Platz hier zu 85% eine Wonne, die 15% (sic) Ungemach verteilen sich zu gleichen Teilen auf Mücken in der Nacht, die ausschließlich Elle ansteuern und eine mittelschwere Olivenblüten-Allergie bei mir (der Platz liegt in einem Olivenhain). Hier endet die erste Folge "Wildes Kroatien".

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