Inselhof und Mühlenbrennerei

Im nordhessischen Witzenhausen gibt es eine Uni für Landwirtschaft, vor Jahrzehnten war es eine Fachhochschule und eine der wenigen Adressen, die nach ökologischen Prinzipien lehrte. Wolfgang sagt, die Uni in Witzenhausen sei voller Rasta, Ökos & Freaks gewesen und viele seien nach dem Studium in der Gegend geblieben, um eine alternative Form von Landwirtschaft zu betreiben. So auch er. Zum Glück. Und zum Glück ist der Inselhof auch Landvergnügen-Gastgeber geworden. Geparkt wird vor dem neuen, aus alten Sandsteinen der ehemaligen Mühle gebauten Erdkeller, neben den umgebauten Bauwägen der Auszubildenden und abends gibt's Verkostung.

Inselhof
Mühlplatz 18
37318 Dietzenrode

Wolfgang hat den Inselhof, der damals einer runtergewirtschafteten LPG gehörte, kurz nach der Wende günstig erworben und mit Freunden praktisch neu und mit viel Liebe zum Detail aufgebaut. Uli, die ebenfalls in Witzenhausen studiert hat, kam nach Jahren der Entwicklungshilfe in Brasilien etwas später dazu und gemeinsam betreiben sie den Hof. Anfangs noch mit Gemüseanbau, Rinder und Schafzucht, rückt jetzt mehr und mehr die im hinteren Teil des Gebäude befindliche Brennerei in den „Brenn“punkt (der musste sein).

Wolfgang und Uli sind nicht der Typ für halbe Sachen, deswegen sind die Brände – wie alles hier – extra aufwändig und in echter Manufaktur hergestellt, mit Tafelobst = handverlesenen Früchten (eine faule Frucht verdirbt den Brand), zwei Brennblasen, Wasser von einer Quelle am Kahlen Berg, geholt in Kanistern, abgefüllt und etikettiert per Hand in nummerierten Flaschen. Es duftet betörend und schmeckt auch so und deswegen brechen wir beherzt unsere derzeitige Abstinenz.

Fußläufig vom Hof startet der nächste Premiumweg, den wir tags drauf gehen, auch hier sind wir, trotz Pfingsten, fast alleine unterwegs. Frühsommerlich grün ist die Gegend und es geht vorbei an fetten Weiden, durch Buchenwälder hin zu felsigen Abbruchkanten. Man darf sich vom Idyll allerdings nicht täuschen lassen, auch hier hinterlässt der Wassermangel seine Spuren. Die Fichten sind eh schon verdorrt und selbst den alten Buchen geht es mittlerweile an den Kragen, weil das Grundwasser fehlt. Und auch wenn es hier viel nachhaltige Landwirtschaft gibt, so doch auch riesige Flächen mit Raps als Monokulturpflanze.

Dennoch kommen wir beschwingt im Abendlicht zurück, werden mit einer exklusiven Verkostung am Bus überrascht und eine weitere Nacht bleiben.

Am nächsten Morgen gibt's nach dem Frühstück das nächste Natur-Highlight, ein Bienenschwarm wird gesichtet und mit Artistik, Erfahrung, einer Hang-Leiter und der richtigen Astschere von Wolfgang eingefangen. Das können wir uns natürlich nicht entgehen lassen und starten entsprechend später zu unserem nächsten Premiumweg nach Bad Sooden.

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