Wir haben erwähnt, dass wir die portugiesische Küche nicht so tricky finden, gell? Daher hier umsomehr und unbedingt ein großes Lob für diese Highlights, in die wir aus Versehen hinein geraten sind.
Das Damas bietet einen Karottensalat und einen Oktopussalat, der uns schlicht umgehauen hat. Auch wegen des Knoblauchs, ok. Die Räume sind originell, das Publikum lustig und untouristisch, die Speisekarte ist außergewöhnlich und wird vom engagierten Personal sehr individuell erläutert. Zudem gibt es abends in einem Nebenraum Livemusik. Bei unserem zweiten Besuch abends geraten wir in eine Art Wiederbelebung der 80er Jahre, gespielt von wiederbelebten Musikern aus den 80ern. Sehr interessant. Nach 3 Stücken müssen wir gehen, weil uns musikalisch die Haare zu Berge standen, ich nehme an, alle anderen andächtigen Zuhörer haben persönliche Beziehungen zu den Protagonisten. Aber dennoch ist das Damas eine absolute Empfehlung.
Nächstes Fundstück ist ein Laden, der wegen seiner schlechten Beleuchtung und des überfüllten Gastraums unsere Aufmerksamkeit erregt. Und man kann direkt auf den Grill sehen, auf dem Dirk Piri-Piri-Hühnchen entdeckt. Schon sitzen wir drin. Lustigerweise heißt es Casa da Índia Lda, bietet aber traditionelle portugiesische Küche, also alles vom Grill mit wahlweise Pommes oder Kartoffeln, Salat oder Gemüse. Toll. Man quatscht automatisch mit allen anderen am Tisch, weil's etwas eng ist, daher wissen wir, dass die Italienerinnen rechts von uns nicht so glücklich waren mit ihrem Essen, die Portugiesen links von uns aber sehr. Die waren auch viel netter.
Außerdem gibt es ein paar speziell gute Eisläden, dieses ist von Santini ...
... dieses von Davvero, beide italienischer Herkunft.
Den ersten Portwein der Reise trinken wir im Café a Brasileira, einer Institution im Bairro Alto, dem Café der berühmten Maler und Literaten mit der Bronzestatue des Dichters Fernando Pessoa vor der Tür.
Natürlich landen wir auch bei dem legendären Ginjinha-Wirt – aus Versehen, er ist auch in direkter Nachbarschaft zur ersten Wohnung. Lustiger Kult das Getränk, süß, mindestens so süß wie Portwein, nur gibt's noch in jedes Schnapsglas 'ne Kirsche mit rein. Ein völlig bunt gemischtes Publikum steht im oder vor dem winzigen Laden, der direkt an einer echt lauten Baustelle liegt.
Fantastischer Platz zum Frühstücken: die Fabrica Lisboa. Auch beim Vorbeigehen entdeckt. Großartige Toasts und Croissants und Rosinenschnecken, die alle im Café gebacken werden. Junges freundliches Personal und witzige Einrichtung.
Kommen wir zum komplexen Thema Pastéis de Nata. Als Chefin der Süßspeisen im Land ist die Puddingwanne zwar das Aushängeschild für portugiesische Teilchen, aber sicher nicht per se immer das Süßteil der Wahl. Lissabon ist vollgepackt mit Bäckereien und Cafés, in jedem dritten Schaufenster jeder x-beliebigen Straße werden Kuchen und Küchlein ausgestellt, man schafft schwer, das Sortiment durchzuprobieren.
Am Prominentesten sind die folgenden drei Pastel-Bäcker. Wir haben sie probiert, sie sind alle gut, wobei mein Favorit das von Manteigaria ist, nicht das aus Belém. Was sich aber beim nächsten Besuch wieder ändern kann.
Die großen Hersteller haben alle eine Schaumanufaktur im Laden und lange Schlangen vor der Tür. Bei Manteigaria wird immer auf der Straße ein Gong geschlagen, wenn die frischen Ladungen aus dem Ofen kommen. Was bis spät nachts der Fall ist.
Die Berühmteste ist die Pastéis de Belém, die etwas außerhalb in der Nähe des Klosters, ihrer Entstehungsstätte, Geschäft und Verkostungshallen hat. Busses welcome, heimelig ist es hier nicht.
Und natürlich besuchen wir auch die unlängst umgebaute riesige alte Markthalle Mercado da Ribeira, die nun ein großer Foodcourt ist. Doch dies ist keine bedingungslose Empfehlung, Bedingung wäre, sich davor besser zu informieren als wir, an welchem der zahllosen Stände man denn sein Essen ordern sollte. Wir haben nicht so Glück mit unserer Wahl, aber möglicherweise fährt man mit der vorgehenden Lektüre dieses Kenners besser.
Nebenan wird tatsächlich immer noch Gemüse und Obst gehandelt. Die Hallen liegen in dem Bezirk Cais do Sodré, der recht hip ist. Es gibt runtergekommene Fassaden neben chicen Bars, Kunst und Boutiquen, die Hafennähe und das alte Kneipenviertel, in dem Frauen auf ihre Männer gewartet haben, Matrosen sich von Frauen unterhalten ließen und heute das Partyvolk auf Entertainment lauert.