Malmö und out

Nach einer regnerischen Nacht ist pünktlich zur Ankunft in Malmö strahlend blauer Himmel. Wir erledigen erst die Hosen-Mission (erfolgreich und mit SALE) und lassen uns dann durch die Stadt treiben.

(Hosen-Mission übrigens bedeutet, das Elle ALLE Hosenmodelle der Firma anprobiert, ich drehe derweilen eine Runde, es wird noch anprobiert, ich drehe noch eine Runde, diesmal etwas größer, es wird noch anprobiert, okay, einmal um die Stadtmauer, extra langsam, es wird nicht mehr anprobiert, es muss nur noch entschieden werde, also gut, ich drehe eine weitere Runde, lese Tolstois Krieg und Frieden, lerne Schach und vertrödle noch etwas Zeit, Elle ist gerade am zahlen, na passt doch.)

Im fancy Salatrestaurant (in Malmö ist nämlich alles fancy) gibt es fancy Salatkombinationen und man kann nur mit Karte zahlen, was ein merkwürdiges Gefühl von mir-schwant-nichts-Gutes-für-die-Zukunft hinterlässt. (Erst auf der Fähre werden wir unser Bargeld los, Malmö ist quasi komplett auf Karte.) Um die Ecke lädt ein Designmuseum zum Besuch über drei Stockwerke ein, wunderbarer Schnickschnack wird tapfer nicht gekauft, schließlich haben wir schon superextraflauschige original Gotland Schafffelle für unsere Campingstühle bei Henryk erstanden (was hat dieser Mann eigentlich nicht).

Bevor wir uns zu sehr Prenzlauer Berg fühlen, suchen wir noch andere Bezirke auf. Die Stadt – wer hätte es gedacht – ist selbstredend überaus unaufgeregt und bis zum Anschlag nett. Wenigstens sorgt ein konspiratives Treffen von Mafia-Hooligans am Nebentisch im Café kurz vor Abfahrt für ein bisschen Dreck unter den perfekt manikürten Nägeln Malmös. Kurz darauf werden wir in Trelleborg sogar noch angeblafft, als wir wagen, am nahegelegenen Womo-Stellplatz auf die Fähre warten zu wollen. Derart gewappnet, kann ich die Ankunft in Sassnitz auch locker wegstecken.

Denn hier wirft der G20 seine Schatten voraus, alle Passagiere werden einer gesonderten Passkontrolle unterzogen. Natürlich mit Minimalpersonaleinsatz. Will heißen, wir stauen uns gemeinsam mit hunderten Autos lähmende 40 Minuten von der Fähre hinunter zum Kontrollpunkt mit 2 Abfertigungsschaltern, um dann noch nicht mal auseinander genommen zu werden – trotz Verdunkelung und Ramme. Elle spielt jetzt schwarzer Block, ist auf 180, angriffslustig und pampig und ich frage mich, was es kostet, wenn sie den Beamten beleidigt oder ihm eine semmelt und ob man sie dann richtig in Handschellen abführen würde. Tut mit leid, Elle, aber ich kann nicht helfen, würde ich sagen, denn morgen um 10 habe ich Probe. Da der Beamte in voller Kampfmontur ist, würde er es wohl ohnehin nicht merken. Zudem ist er von einer aufreizenden Höflichkeit und bedankt sich artig für die beanspruchte Zeit. Halb in Gedanken versunken, halb in Arrestfantasien, werden wir abgefertigt. Es ist nach Mitternacht, als wir endlich Gas geben können Richtung Berlin.

Aber nichtsdestotrotz: Danke Schweden, du warst wieder gut zu uns. Hejdo und gute Nacht.

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