Peñíscola

Aus Peñíscola kann man mit geschickter Trennung Penis Cola machen, und das ist auch schon das Highlight dieses bis zu den 60er-Jahren verschlafenen Küstenstädtchens. Trotzdem hat sich die vorgelagerte, von Templern um 1300 umgebaute maurische Burg zur zweitmeistbesuchten Sehenswürdigkeit an der spanischen Mittelmeerküste gemausert (nach der Alhambra). Weil hier – unter vielen anderen Filmen, was mit zahlreichen Schildern am jeweiligen Drehort dokumentiert wird – für 'Game of Thrones' gedreht wurde und man auf einem Schotterweg die Küste entlang fahren kann und dabei praktischerweise an dem zweitem Höhepunkt, einem maurischen Wehrturm (rischtisch öde) vorbei kommt, wollte ich unbedingt hin.

Ansonsten ist Peñíscola auch als "Papstburg" bekannt, weil die beiden letzten Gegenpäpste im Großen Abendländischen Schisma Benedikt XIII und Clemens VIII, ihre Residenz in die Burg verlegten. Nach dem Ende des Schismas war der Ort jahrhundertelang ein unbedeutendes Provinzstädtchen ohne besondere Vorkommnisse und wurde erst durch den Tourismus des 20. Jahrhunderts als „historisches“ Reiseziel wiederentdeckt.

Biegt man um die letzte Schotterkehre, liegen Altstadt und Burg tatsächlich sehr pittoresk und mittelalterlich auf einem Felsen im Meer. Vom Parkplatz am Hafen geht es zu Fuß hinauf. Überall wuchern Nippesläden auf den Gassen und aus den Fassaden heraus und weil es bedeckt aber schwül, vorsaison-öde und ganz ohne Flair ist, überschlage ich kurz, wie lange es bis nach Hause dauern würde. Schlappe 18 Stunden Fahrzeit ohne Pause, gar nicht mal so schlimm. Elle ist von der Idee semibegeistert und ignoriert meine schlechte Laune. Nicht mal mit Maulen im Minutentakt kann ich einen Streit vom Zaun brechen.

Jetzt sticht mein neues Ass im Ärmel – ein ausgefuchstes System zur Frustrationsbekämpfung. Erster Schritt: dem eigentlichen Problem auf den Grund gehen. Das ist momentan die drückende Schwüle, die Tatsache, dass zu Hause das Wetter seit Wochen besser ist, ich mit keinem Platz hier Frieden schließen kann und vermutlich auch Hormonschwankungen habe. Schritt zwei: Gegenmaßnahmen. Nach dem Auseinanderklabüsern entweder die Sache aussitzen, bis man zum Durchwinken bereit ist oder die Abkürzung in Form von Alkohol nehmen.

So oder so, erst mal runter vom Felsen und hinein in die zwar freudlose, aber immerhin nicht wie eine Kulisse wirkende Neustadt. In einem kleinen und netten Laden gibt es einen sehr persönlichen Mittagstisch und wichtiger: Vermouth auf Eis. Gleichzeitig bitter, süß und hochprozentig mit einer Orangenscheibe garniert, hebt sich die Laune mit jedem Schlückchen, von wegen Wermutstropfen. Ab jetzt pegelt sich die Stimmung jedenfalls bis zum Ende der Reise auf angenehm hohem Niveau ein. Und Peñíscola bleibt ohne weitere Vorkommnisse.

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