Die Hundstage fangen zwar mit wechselhaftem Wetter an, aber der Drang, für ein paar Wochen im Bus wohnen zu können, ist stärker als Wetterbedenken. Gut eine Woche haben wir, um gemächlich nach München zu tingeln, wo die Verwandtschaft wartet. Diesmal nehmen wir die Räder mit, oder doch nicht, weil man zwar den Radius vergrößern würde, aber man müsste jedesmal den Träger abbauen, um die Heckklappe öffnen zu können. Am Ende werfen wir dafür ein I-Ging, aber die Antworten des chinesischen Orakels sind so blumig wie uneindeutig, dass es auch nicht weiter hilft. Zuguterletzt sind wir so spät dran, dass wir die Räderfrage stillschweigend unter den Teppich kehren und einfach losfahren.
Nächstes Hürdlein: Virusbedingt sind dieses Jahr sehr viel mehr Camper als sonst unterwegs, und während man sonst über Landvergnügen subito pronto einen Stellplatz bekommt, gibt es diesmal nur Absagen. Unsere Favoritenliste ist schnell erledigt, die Richtung wird eine komplett andere, aber wie heißt es so schön 'Ex Oriente Lux' – hinterm Spreewald bei den sieben Zwergen werden wir fündig, ein Ziegen- und Kleintierhof hat noch ein Plätzchen frei.
Schafe stehen immer nur rum, bei Ziegen könne man immer ernten, sagt Herr Pohle, der Besitzer und Mitglied im Geflügelzuchtverein. Wir lernen so Einiges, u.a. die Vorteile der gemeinsamen Haltung von Ziegen und Geflügel: Ziegen sehen den Habicht von oben kommen und schlagen Alarm, so dass die Hühner, vor allem seine Exemplare, die zuchtbedingt eine 80er Jahre Metalfrisur tragen oder wie Kiss aussehen und vermutlich gar nix sehen, gewarnt sind. Außerdem hält er Puten, die einem Habicht auch furchtlos entgegentreten. Und der Sohn züchtet diverse Sittiche, die auch ein Potential zur Sirene haben – was mindestens die hauseigene Katze zur Verzweiflung treibt. Herr Pohle experimentiert zudem bei der Herstellung von Ziegenkäse, nur muss sein Versuch, Blauschimmelkäse aus Ziegenmilch zu zaubern, leider wegen der vielen Camper, die ihm die notwendige Zeit rauben und den frischen Käse wegkaufen, bis September warten = wir kommen wieder!
Frühmorgens ruft der Hahn, aber auch der Süden oder wenigstens die Hügel des Thüringer Waldes. Dem Ruf gefolgt landen wir auf einem Hof bei Lengenfeld im Vogtland, same same but different, aber westlich der A9 sind alle Plätze belegt. Aber erst noch kurz ums Eck zur Schokoladenmanufaktur Felicitas, die belgische Einwanderer zu einem ansehnlichen Betrieb hochgezogen haben, allerdings mit sauunfreundlichen Verkäuferinnen und fraglichen Motiven, daher kaufen wir nur 3 Pralinen ab.
Auf dem Weg liegt Bautzen, das neben dem berühmten Senf und der berüchtigtem Strafanstalt eine schöne Altstadt eingebettet in sanfte Hügel hat. Im Winter soll hier allerdings ein starker Wind wehen. Deswegen zum Schluss noch folgender Sinnspruch: "Weiß der Wind mal nicht wohin, weht er über Budissin" (ehemaliger sorbischer Name Bautzens).