Bei de Woidler

Am nächsten Tag gleich in medias res ... Erst in den Wald und dann zack, direkt zur ersten Hoibe. Zünftig am Schwellhäusl und mit allen Bayern-Devotionalien, die man so an den Start bringen kann. Hervoragend. Mia meng des, daher nichts wie weiter zum Arber und großen Arber-See. Da hat man Großes vor, diese kleinen urigen Hütten sind ja viel zu eng. Nicht der letzte Ort, an dem wir irritiert erleben, wie ruckizucki gemütliche Stubn mit riesigen Holzbauten ausgetauscht werden, selbstredend ambientereich und mit Holzbalken im alten Look. Und locker 35 mal so groß. Klar, Busses welcome, sonst geht da ja nix weida. Aber soviel wird klar, um den bayrischen Tourismus muss man sich wohl keine Sorgen machen.

Ein wunderschöner Waldweg und eine Handvoll lustige Tiere am Start, uns hat man schnell am Wickel ...

Hinauf auf den Arber könnte man auch – mit einer der 4 Bahnen, die bereit stehen, den skisportgeschundenen Wetterberg Niederbayerns mit Gästen zu befrachten. Aber wir bleiben unten und laufen einmal um den See. Der toll eingerahmt ist von Moor und Biberbauten. Dirk rettet einen Falter vor dem Untergang und die Enten balzen quer durch die Luft, was Flügel und Körperchen hergeben.

Ups, das nächste Bier, und das vor vier. Und weil's so schön ist, machen wir noch einen Abstecher nach Bodenmais. Dazu wollte Dirk noch gern was sagen.

Bodenmais, Perle und gefühlte Hauptstadt der Glaskunst. Hie und da wurden wir ja schon mit Kunstwerken aus Glas erfreut, mundgeblasene Eulen und Kätzchen, ganze Blumenbuketts aus Glas, die höchste Wand aus gestapelten Weingläsern oder die zehn Gebote auf deutsch und hebräisch, auf Scheiben, drehbar, in ungefährer Globusform. Natürlich hat auch der Marktplatz von Bodenmais hinter der Kirche sein gläsernes Highlight. Über Geschmack kann man nicht streiten? In diesem Fall muss man es geradezu. Ist der Brunnen, der den zugegeben hässlichsten Platz nördlich der Alpen beherrscht, das Produkt eines kleinsten gemeinsamen Nenners (irgendwas mit Stein und Glas), Vetternwirtschaft oder mafiöser Strukturen, oder schlichtweg ein stilistischer Totalschaden aus Versehen? Ornament und Verbrechen? Eigentlich nur Verbrechen. Wir sehen eine Art Stein-Granatsplitter mit eingearbeiteten bunten Glasröhrchen an einer Seite, im oberen Drittel plätschert aus zwei unmotiviert herausragenden Rohren Wasser in ein aus übriggebliebenen Bauelementen verhunztes Becken. Vorne ist noch ein Kreuz eingemeißelt, ist das Petrus der Fels oder war dem Künstler einfach nach Meißeln? Zwei Schritte weiter ein grabsteinähnlicher Trinkwasserspender, den man unmöglich benutzen kann, ohne patschnass zu werden. Patschnass (ich zumindest, Elle war vorgewarnt) und mit Grauen wenden wir uns ab und dem Zitroneneis mit Basilikum zu, das schmeckt immerhin wenigstens nach alter Brausetüte.

(Der Mann ist aber generell gut drauf, nicht dass ihr denkt ...) Sorry, Bodenmais. Vielleicht waren aber auch die nicht optimal passenden FlipFlops schuld an der Laune, frisch gekauft in Bodenmais. Weil die FlipFlop des Manns aber auch mysteriöserweise nach jeder Reiseetappe kaputt sind oder verschwunden.

Zur Erbauung und Erholung aber jetzt flott in die Natur und ab zum Nickerchen auf die Wiese, so viele Eindrücke, so viele Lebensmittel. Zudem müssen wir uns für die nächste Mahlzeit rüsten. Das medial dramatisch angekündigte Unwetter mit Starkregen (auch so'n Wort) lässt zum Glück auf sich warten.

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