Diesmal machen wir es schlauer und stellen uns gleich bei Ankunft auf den besten Platz bzw. direkt daneben, weil er besetzt ist. Zufällig sind es wieder Deutsche, die sich auf dem geräumigen Areal des Naturcampings genau da platziert haben, wo wir uns auch hingestellt hätten. Wir kündigen an, dass wir ihnen leider ein wenig auf die Pelle rücken müssen, es sei einfach alternativlos die beste Stelle, was sie logischerweise bestätigen, immerhin haben sie sich auch in dieses Eck verkrümelt. Wir schenken ihnen ein Olivenöl und am nächsten Vormittag reisen sie weiter, natürlich nicht wegen uns.
Agroturystyka- Camping Siedlisko Rozynsk
Rozynsk 39D, 12-250 Orzysz, Polen
Bestens gelaufen, denn nun stehen wir auf der ruhigen Seite direkt am See während das restliche Ufer von eher kinderreichen Womos beparkt wird. Der Steg ist auch mehr oder minder unser, denn der Kindersteg mit Rutsche und Tretboot ist genau am anderen Eck.
Wir richten uns ein und wissen unser Glück absolut zu schätzen. Außer dass das Waschhaus wie schon bei Jan Mar Meilen entfernt ist, gibt's hier alles, was man braucht: unverstellter Seeblick, gutes Wetter mit optimalen Temperaturen, eine Soundkulisse, die für Sommerferienambiente sorgt (und mich an die Familienurlaube am Waginger See erinnert, mit um die Wette vom Steg reinspringen, sich von der Luftmatratze schubsen, Arschbomben machen und grundsätzlich laut sein), weiches Wasser, einen langen Steg, an dem man sich sonnen kann, Angler Ruhe verbreiten und man romantisch im Abendlicht sitzt, und eine Hängematte unter Bäumen bei den Seerosen mit Frosch- und Krötenbegleitung.
Da es zu allem Überfluss auch noch guten Empfang hat, kann man nebenbei mal kurz was am Rechner erledigen – was sich nicht nach Arbeit anfühlt bei der Kulisse – oder den lange vernachlässigten Blog schreiben (sic), was richtig Spaß macht.
So gehen die Tage dahin, mit Lesen am Steg (Walden!), ausdauerndem Starren auf den See, Beobachten der Frösche und Wasserläufer, dösen, liegen, schlafen, essen – denn Piroggen (die mit Blaubeeren sind gigantisch!) von Oma gibt’s auch, am Wohnwagenkiosk unter Bäumen.
Damit wir uns wenigstens alle 2 Tage ein wenig bewegen, drehen wir eine Runde durch das Dorf zu den Kühen, weitere Spazier- oder Wandermöglichkeiten gibt es hier nicht. Aber die wunderbaren Bauerngärten vor altem, aber gepflegtem und gehegtem Gemäuer, die ich vom Masurenbesuch vor 12 Jahren noch in Erinnerung habe.
Highlight des dritten Abends wird ein kleines Spektakel am Steg. Schon den Abend zuvor sah man Kinder und Eltern mit Taschenlampen unter den Steg leuchten und ausdauernd ins Wasser starren, allerdings ohne dass eine weitere Handlung zu beobachten war. Heute sehen wir eine Mutter mit Lampe und Töchterchen mit Eimerchen und Köcher zielstrebig den Steg erklimmen, um sich dann bäuchlings weiterzubewegen.
Während die Mutter mit der Lampe ins Wasser leuchtet, steht die kleine Tochter im rosa Bademantel nach unten gebückt und flüstert ihr zu. Nach einigem Hin- und Hergeflüster und nachdem dem Töcherlein schon etwas langweilig wird und mit dem nassen Köcher als Mop über den Steg wischelt, gibt es plötzlich lauteres Geflüster, die Mutter schnappt sich den Köcher, lässt sich den Eimer reichen und zack, wird etwas hineinbugsiert, was wir nicht sehen. Weiteres Getuschel, die Tochter über das Eimerchen gebeugt, sie passt auf den Inhalt auf, Mutter weiterhin bäuchlings am Leuchten, zack, wieder was mit dem Köcher von weit unter dem Steg gefischt und ins Eimerchen gehievt. Nachdem nun auch der Vater dazu stößt und ein Opa (nicht ihrer) vom Steg weiter vorn, der eigentlich gerade seinen Zwillingsenkeln das Angeln beibringt, hält es mich auch nicht mehr auf unserer Bank und ich muss gucken. Was da denn Wertvolles gefangen wurde? Zum Glück kann der Vater Englisch, es sei eine Art Krabben oder Krebse. Ich darf einen Blick in den Eimer werfen und sehe etwas sandfarbenes unterm knallhellen Taschenlampenkegel unglücklich und grau im Eimer hocken. Meine Frage, ob es wohl gegessen wird, wird lachend verneint und dass geflüstert wird, sei auch nur ein Spiel für die Kinder, es ist wohl nicht notwendig, den Tieren in absoluter Stille aufzulauern.
Nach diesem Abenteuer gehen nicht nur die Kinder beglückt ins Bett, auch uns treiben die abendlichen Mücken hinein. (Ich will nicht drüber reden, dass alle außer mir keine langen Sachen anhaben und absolut entspannt in der Dämmerung abhängen.)
Dafür sind die Tage mückenfrei und nicht nur die Morgen voller Vögel.
Danke ihr beiden für den schönen Reiseblog 🙏🏼
Liebe Elke, danke für deine nette Reisebeschreibung! Wir waren vor 15 Jahren auch mal in Masuren und erwägen, im September nach Polen zu reisen und ein paar Städte und die Ostsee abzuklappern oder in der Großen Tatra zu wandern. Bisher nur so eine Idee …
Euch weiterhin eine gute Reise.
Lieben Gruß, Anton