Alle Wetter

Während man selbst die Zeit vertrödelt, bauen andere Menschen am Ende der Welt (Mecklenburg-Vorpommern) gegen erheblichen bürokratischen Widerstand einen geschundenen alten Gutshof wieder auf. Renovieren die Gebäude, richten die Parkanlage wieder her, betreiben Landwirtschaft, vermieten Ferienwohnungen, züchten Wasserbüffel, brennen Schnaps und das alles in Rekordzeit.
Es ist mir wirklich ein Rätsel. Vom Gebäude, das die Destillerie beherbergt, schaut man hinunter auf das herrschaftliche Haupthaus, das zwischen der prächtigen Baumallee hindurch lugt. Der (diesmal wieder Landvergnügen-)Stellplatz liegt rechts dahinter im wunderschönen weitläufigen (14 ha) Park. Wieder hat sich am Himmel ein Unwetter zusammengebraut und während wir zum Parken losgondeln, beginnt es zu tröpfeln. Am 100 m entfernten Haupthaus ist Schluss, wir können nicht mehr aussteigen, es schüttet in Strömen und stürmt gewaltig.

Ich dachte immer, wenn Holz bricht wäre das wahnsinnig laut, aber der beindicke Ast, der direkt vor uns herunterkracht, ist nicht zu hören, der zweite auch nicht. Unweigerlich stellt sich die Frage, wie möchte man sterben und hat man schon alles erledigt. 20 Minuten sitzen wir im Bus, während um uns die Hölle tobt, – was nicht ganz stimmt, eigentlich fühlt es sich nur an wie echt starker Regen, aber die Verwüstung ist komplett. Mehrere Bäume sind entwurzelt, anderen fehlt die linke oder rechte Hälfte und der Boden ist übersät mit riesigen abgebrochenen Ästen. Die Gutsherrin saust in Jeep und Morgenrock übers Gelände, um den Schaden zu begutachten. Die Wege sind unpassierbar und die Zäune zerschlagen, Schafe und Büffel  könnten ausbüxen, alles muss nun schnell gehen. In die Stille nach dem Sturm bläst der vorhin noch zur Brennereiführung eingetroffene Verein „Kurzes Drahthaar“, allesamt Jäger, ein Halali auf seinen Jagdhörner (kein Witz, dafür sehr schief!).
Unser Stellplatz ist auch ruiniert, der Weg dorthin ohnehin nicht mehr befahrbar, wir könnten uns aber woanders hinstellen, sagt die Chefin, die nichts aus der Ruhe zu bringe scheint, – Hauptsache, die Wasserbüffel sind nicht über alle Berge (bzw. Felder), denn das wäre unangenehm.
Ein aus dem nichts aufgetauchter Caterpillar räumt krachend die Wege frei und da wir nichts weiter helfen können, haben wir das Gefühl, wir fahren mal besser.

Schreibe einen Kommentar