Am Naturbad Münchenbernsdorf

Es gibt mal wieder einen Grund, nach München zu reisen, und wie mittlerweile eingeübt, machen wir zwei Etappen draus – wenn Wetter und Workload es erlauben, sogar noch lieber mehrere. Beide W haben nicht mitgespielt, daher brechen wir für unser Samstag-Abend-Date erst freitags um 18 Uhr von Berlin auf, eigentlich mit dem Bonus der besseren Verkehrslage, aber uneigentlich grätscht uns eine Demo rein. Zur Platzrecherche sind wir nicht gekommen und Hunger haben wir auch bald, nun ist die hohe Kunst des Orts-Checks kombiniert mit Öffnungszeiten von dem Schlafplatz nahe gelegenen Wirtshäuser kombiniert mit Landvergnügen-Kapazitäts-Check kombiniert mit "auf was haben wir Lust, wie weit wollen wir fahren, was würden wir gern essen" gefragt.

Naturbad Münchenbernsdorf
Teichhäuser 17
07589 Münchenbernsdorf

Dirk beherrscht sie und etliche Telefonate später – schon kurz hinter Dreieck Nuthetal – hat er den Plan im Kasten. Abendessen und Schlafen werden örtlich getrennt, liegen aber nah. Wir fahren Bad Klosterlausnitz raus, weil wir gern draufkommen würden, wieso wir denken, dass wir das kennen sollten. Langweiliger Spoiler: wir kommen nicht drauf, auch nach dem Essen im Gasthaus am Kurpark nicht.

Aber das Essen ist gut, der Service sehr speziell und individuell ("ich stell Ihnen mal was zum Knabbern zusammen" = Vorspeise, Hauptspeise, Nachspeise) und umringt vom Freitagabendbesuch aller Generationen der ansässigen Bevölkerung (es ist Hax'ntag), bekommen wir Ziegenkäse, Schäufele (sensibel wie der Service ist, nicht in der normalen 350g Portionierung) und einen Wein von der Saale vor die Nase gestellt. Insgesamt beste Abendunterhaltung, inklusive der wie eine Inszenierung wirkende Tisch voller Franzosen um die 20 mit Boombox auf dem Tisch, die in pinken Bärenkostümen und Teufelsmasken bereits ziemlich ruiniert sind, als wir ankommen, uns mit glasigen Augen aber freudigst zuwinken und sich bemühen, sowohl Partystimmung als auch Schnitzel, Schnäpschen und aufrechte Haltung unter einen Hut zu bringen.

Die Umsitzenden nehmens gelassen, die übertätowierten Raucher vom Stammtisch, die alle halbe Stunde rauskommen, starren nur rüber und selbst die Freiwild-Kapuzi-Trägerin am Nebentisch verkneift sich einen Kommentar, wahrscheinlich kann sie kein Französisch.

Was diesen jugendlichen Trupp in den Kur-Reha-Ort verschlagen hat, versuchen wir uns auszumalen und hoffen sehr, dass der betrunkene pinke Bär nicht an einer schlimmen Krankheit leidet.

Satt und zufrieden fahren wir die 15 Minuten zu unserem Schlafplatz, dem Parkplatz des Naturbads Münchenbernsdorf, auch das ein Volltreffer. Gemütlich unter einer duftenden alten Linde aufgehoben, genießen wir mit geöffneter Heckklappe die laue Nacht mit Blick auf den Nachbarsteich, aus dem Frösche glucksen und hin und wieder das Aufplatschen eines Karpfens zu hören ist. Und nicht nur, dass keine Mücken nerven, es kommen auch – tadaa – noch Glühwürmchen aus dem Gebüsch geschwärmt. Immer wenn ich sie sehe, frage ich mich, warum ich sie nur so selten sehe, um mich dann drüber zu freuen, dass es die Gelegenheit dann noch viel toller macht. Selig schlafen wir ein.

Mit Sonne im Gesicht entdecken wir den nachts hinzugekommenen Mitparker, ein Gespann mit Oldtimer-Rennauto, die uns dann aber auch gleich wieder verlassen. Nach Kaffee, dem Besuch der Teichbesitzerin und kurzem Seewasser-Check brechen wir auf. Das Naturbad besuchen wir nicht, das macht erst später auf und wir müssen los zur Probe für unsere Samstags-Abend-Einladung.

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