Jetzt haben wir eine Text-Bild-Schere, denn der ortskundige Leser merkt sogleich: dies ist der Wörth-, nicht der Ammersee! Aber völlig egal, it's all about deco and performance, it's family time in Stegen. Da werden die Prioritäten anders gesetzt, schließlich müssen wir uns um Wichtigeres kümmern, es gilt, stolze 5 Jubilare zu befeiern. Eigentlich 6, aber Achim hat gekniffen.
Das Wetter ist – wie bei unseren Partys hier jedes Jahr üblich – zu Beginn noch sonnig, es brennt zum Kaffee heiß auf die Torten und die übers Jahr zusammengesammelten Geburtstagskinder von 50 bis 80 dürfen sich bis kurz vorm Hitzschlag im Sonnenschein befeiern lassen, die Gäste haben Schattenplätze und es nicht besonders eilig. Geburtstagskind zu sein, ist hier ein Knochenjob, aber alle lächeln und hoffen, die Ansprachen mögen enden, bevor jemand kollabiert.
Das Unterhaltungsprogramm beginnt schon zum Kuchen und da alles Kunst ist, was man als solche bezeichnet, muss man schnell essen, um gleich wieder die Hände zum klatschen frei zu haben. Auch, weil Kuchen bei 30 Grad recht schnell seine Contenance verliert.
"Gottes Besen" ist der grandiose Titel eines Liedes aus einem christlichen Musical der 60er Jahre, bei dem Jubilarin Rickchen wie ein geölter Blitz aus dem Sitz springt, hat sie doch damals selbst auf der Bühne gestanden. Ob der neuen Choreographie zählt es auch zu meinen persönlichen Highlights des Tages.
Zwischendurch dürfen die Gäste auch mal in Ruhe plaudern oder liegend Kraft für das abendliche Hauptprogramm tanken – immerhin folgt noch die legendäre Jubilarshow mit großem Entertainment.
Normalerweise hat es wegen der Seenähe viele Mücken, aber die Ammersee Mückenfrei IG hat sie kurzerhand durch den flächendeckenden Einsatz von Sprühflugzeugen mit (biologisch abbaubaren Mittel versteht sich) ausgerottet (bzw. die sind jetzt alle in Berlin). Somit hat man wieder die Hände frei fürs Buffett, außer es gibt wieder was zu beklatschen.
Pünktlich zur Eröffnung des Abendprogramms setzt der Regen ein und die Jubilare werden ein wenig nass, während sie lächelnd den ihnen zugedachten Liedern lauschen dürfen. Seit einigen Jahren werden neue Texte zu Karaokeversionen gesungen, was den Vorteil hat, dass man die Stücke erkennt und die Vortragenden sich auf Kostüm und Performance konzentrieren können, weil keine Akkorde gelernt werden müssen.
Wegen des stärkeren Regens werden die Aufführungen unterbrochen und mit Disco überbrückt. Meine im Vorfeld zusammengestellte 80er Jahre Playlist funktioniert in Verbindung mit hochprozentigen Cocktails ziemlich gut und während ich die Lautstärkeregler bei der 12-min.-Maxiversion der Sisters of Mercy in den roten Bereich schiebe, habe ich das Gefühl, dies könnte eine legendäre Feier werden – selbst gemessen an den nicht an Höhepunkten armen Partys der Vergangenheit.
Das finden die Nachbarn wohl auch und schicken die Polizei (siehe verschwommener Beweis oberhalb) vorbei. Diese ist sehr freundlich, möchte aber lieber nicht mitfeiern und so geht es euphorisch bei Zimmerlautstärke weiter, es ist schließlich Ammerseeparty und wir können umgehen mit unentspannter Nachbarschaft – und die Cocktails tun ein Übriges.
(In Bälde folgen übrigens noch Kostproben der musikalischen Beiträge, wir warten noch auf die Aufnahmen.)
Tagsdrauf das mittlerweile obligate Gruppenfoto – leider wie üblich ohne die Vortagsgäste –, bevor die übernachtende Feiergemeinde plätschernd abreist. Auch obligat: der Besuch des Uttinger Freibads mit dem legendären 10 m Sprungturm und Großportionen Pommes. Zudem wird geangelt, spaziert und der Wörthsee besucht.
Nach drei Tagen verabschieden wir uns, der nächste See und das nächste Treffen ruft und somit heißt es bye bye Ammersee, hello Chiemsee ...