Mein erklärtes Ziel für diesen Urlaub (man bemerke 'Urlaub', nicht 'Reise') ist, 3 Wochen ausschließlich rumzuliegen. Ich bin erschöpft und erholungsbedürftig nach recht intensiven Monaten, will wenig Input, wenig Reize, wenig Platzwechsel, minimale Logistik.
Der Mann ist gebrieft, sucht noch akribischer nach passenden Plätzen und weiß, er sollte keine Vorschläge für neue Orte machen, wenn die Frau irgendwo angekommen und zufrieden ist.
Topp geplant und ja, es kommt ganz anders – wie schon das ganze Jahr 2023.
Camping de l'Île
100 Chemin de l’Île
07150 Vallon Pont d’Arc
Die Fahrt durchs Land erinnert an 2019, als wir im August die Westküste hochgetuckert sind und uns in allen Ortschaften die Wimpelketten der Sommerbühnen entgegenwehten.
Als wir überlegten, wo es hingehen soll für die 3 Wochen, hat Dirk die Ardèche vorgeschlagen. Ich habe beste Erinnerungen daran und denke ans Folastère im April 2018, kein Handyempfang, wenig Menschen, weiter Rundumblick auf dem Hügel – perfekt.
Dirk denkt an Kajakfahren und campen am Fluss, gern auch Blick, nur halt nicht oben. Ich finde Paddeln auch gut, zudem beteuert Dirk, die allerbeste und ruhigste Passage der Ardèche (dem Fluss) gefunden zu haben, hier kajakt man nämlich nicht immer parallel der Straße, sondern naturnah ohne menschengemachte Geräusche. Es geht also nicht in bekannte Gefilde, was mir ganz recht gewesen wäre, sondern wie meistens in unbekannte.
Der achtsam auserkorene Campingplatz ist es dann jedoch nicht, man schließt vor unserer Nase die Schranke wegen Mittagspause, reagiert nicht mehr und widmet sich der Pizza. Verständlich hinsichtlich Mittagskultur, unverständlich hinsichtlich Gästekultur. Na wenigstens ist klar, dass wir hier nicht bleiben werden, auf zur nächsten Option, die zwar recht weit von hier, aber – der Mann beteuert es wiederholt – ohnehin die viel bessere sein wird.
Es gibt noch ein paar Hürden wegen geschlossener Straßen, aber nach schöner kurvenreicher Fahrt mit Blick auf den beworbenen Fluss landen wir im Camping mit dem lustigen Frosch im Logo. Wir bekommen einen Premium-Platz in der ersten Reihe zugewiesen, argwöhnisch ob des großen Glücks befürchten wir nächtliche Eskapaden nahe der Rezeption, bauen zögerlich auf und bringen schon mal den Sichtschutz in Stellung. Die starken Regenfälle der vergangenen Tage lassen den Boden dampfen, aber die Wetteraussichten sind gut.
Nach Abendrot und Vollmondnacht werden wir vom Gejohle der Paddler geweckt, die versuchen, die kleine Staustufe zu nehmen, die exakt auf unserer Höhe zur Belustigung aller Campinggäste eingebaut wurde (unsere Theorie). Dieses Schauspiel, was vom Bus aus bequem verfolgt werden kann, begleitet uns durch die Tage und irgendwie – ich glaube fest an das Prinzip der Spiegelneuronen, wenn ich faul bin – rudert man auf diese Weise eifrig mit.
Wie sehr wir die Spiegelneuronen noch brauchen für das Gefühl sportlicher Bewegung auf dem Wasser, wird heute Nachmittag klar. Aber – Cliffhänger – hier soll's weiter um den Platz gehen, der uns von Tag zu Tag lieber wird. Nachbarn kommen und gehen, aber es ist gemächlich, alle machen vor sich hin und niemand nervt. Es ist nachsaisonig, aber nichts wirkt verlassen, eher gut, dass die Terrassengastro am Ufer bereits geschlossen hat und das Bistro im hinteren Bereich abgebaut ist. Im Juli und August dürfte es hier hoch hergehen.
Dass die Sanitäranlagen in die Jahre gekommen sind, stand schon bei den Kommentaren im Internet, aber sie sind bunt gestrichen (ok, ziemlich abgeblättert und zerdengelt), die Duschen warm und sauber, und als wir die Nicht-Steh-Klos auf der Rückseite entdecken, ist ab dann eh alles in Ordnung.
Die Tage ziehen träge dahin, es gibt nichts zu tun und hätten wir nicht einen dringenden Grund bekommen, aufzubrechen, ich wäre hier etwa 18 Tage unserer 3 Wochen in der Hängematte gelegen.