Palma and out.

Wir wollten ja nochmal auf die Radfahrer zurückkommen. Denn heute, zur Rückfahrt über die Berge nach Palma, lauern sie so zahlreich und gefährlich an allen Straßenrändern und in allen Kurven, dass sie ohnehin nicht zu ignorieren sind. (Die Bilder zeigen leider nicht annähernd die Menge und Dichte der auftretenden Schwärme.) Man merkt, die Osterferien haben begonnen, nichts wie weg.

Diese Radfahrer sind jedenfalls keine Menschen wie wir, die mit ihren alten rostigen Scherben (werden eh früher oder später geklaut) oder praktischen Stadträdern durch den Kiez zuckeln, nein das sind richtige Radler, ausnahmslos in spezialgoretexundwasweißichnichtnochalles Radleroutfits auf 36-Gang Carbon-Radboliden. Um die Nähe zum professionellen Radsport zu betonen, sind die Trikots farbenfroh und über und über mit Werbung bedruckt, windschnittig und grell, inklusive Nummern, die ein stattfindendes Sportereignis suggerieren sollen. Abweichend von der drahtigen dürren Profifigur werden hier jedoch ansehnliche Plauze oder ausladender Hintern in die eng anliegenden Stoffe gepresst – genderübergreifend – und die meisten sind grau meliert. Was man meist erst bei den in Trauben am Straßenrand stattfindenden Pinkelpausen unter den Helmen entdeckt.

Mutig werden die Spezialschuhe direkt an der Tretkurbel befestigt, was das ein oder andere Hallo beim Absteigen hervorruft, und gegen das Wundsitzen ist der Schritt dick gepolstert. Das alles sieht auf einem Rad schon nicht sehr schön aus, ohne Rad – mühelos zu beobachten bei den ausschließlich im Rudel eingenommenen Mittagsmenues auf kleinen Dorfplätzen – wie eine evolutionäre Sackgasse. Nach einigen Beinah-Unfällen mit radsportbegeisterten Deutschen (oder Engländern, der Rest bewahrt Contenance) verlassen wir entnervt die hübschen Passstraßen und nehmen die Autobahn nach Palma, bevor uns noch ein rüstiger Rentner auf die Motorhaube hüpft.

Palma ist erstaunlich angenehm, trotz des beginnenden Touristentrubels, und da wir noch ein wenig Zeit haben bis zum Abflug, gehts auch noch flott in die Kathedrale. Davor ein hübsches Schauspiel mit Kind, Schwan, Oma und Salat.

Das Presbyterium gestaltete Gaudí zwischen 1904 und 1914, den Nebenaltar der mallorquinische Künstler Miquel Barceló.

Hierzu eine Randnotiz aus Wikipedia: Seit März 2007 beherbergt die Kathedrale von Palma eine überdimensionale Keramikarbeit des Künstlers, die zu heftigen Polemiken Anlass gab. Die zeitgenössische Kunst in einer 700 Jahre alten Kathedrale, die die biblische Geschichte der wundersamen Vermehrung des Brotes und der Fische darstellt, ist in ihrer Gegenständlichkeit phantastisch und löste in der spanischen Presse einen Streit darüber aus, was Kunst darf. Barceló nahm nicht an der Einweihungsmesse teil und bezeichnete sich als Agnostiker, was zu weiteren Kontroversen führte. Die Keramik ist knapp 300 Quadratmeter groß und bedeckt eine gesamte Kapelle, deren fünf Glasfenster ebenfalls vom Künstler gestaltet wurden.

Wir fanden den Nebenaltar jedenfalls fantastisch.
Aber am allermeisten mögen wir diese Dame:

Nach dieser abschließenden kulturellen Druckbetankung ab zum Flughafen. Prost und el saludo!

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