Was passiert, wenn man die fertigen Wegfahrpläne in den sonnigen Süden spontan einfach doch nicht umsetzt? Verblüffend noch mehr freie Zeit. Nie haben wir den nassen trüben Herbst in Berlin heiterer erlebt, als in dieser Freiwilligkeit. Zudem gibt es wie immer rasend viel zu sehen, so zum Beispiel Kunst und Freunde. Vor und nach Reformationstag und Halloween.
In der Nikolaikirche zeigt die japanische Künstlerin Chiharu Shiota eine Fadeninstallation, in die Bibelseiten in verschiedenen Sprachen eingewoben sind, als "ein Sinnbild der globalen Verflochtenheit der Reformation und der biblischen Botschaft". Hier gibt es Infos und den Zeitrafferfilm zur Entstehung des Kunstwerks, sehenswert!
Tags drauf ist Halloween im Rosengarten. Ein paar schmeißen sich immer noch brav in Schale, alle anderen bemühen sich, die Vorräte vor der Winterpause auszutrinken. Zwischendurch sehen wir uns die letzte Ausstellung im seit Jahren leerstehenden ehemaligen Kaufhaus Jandorf an.
Der in den 70ern berühmt gewordene Schweizer Maler, Fotograf und Aktionskünstler Luciano Castelli bemalt die Räume für eine einwöchige Schau. Danach wird auch dieser fantastische Bau ein weiteres Zeugnis des Ausverkaufs der Stadt, eine große Autofirma zieht ein. Das wird ganz toll.
Auf diese frustrierende Information nehmen wir noch einen Absacker mit Anton, dem Thekenmops.
Ein paar Tage später werden drei Omnibusse vors Brandenburger Tor gestellt. Die Installation, die bereits in Dresden stand und dort sehr kontrovers diskutiert wurde, ist nun Teil des "Berliner Herbstsalon" des Gorki Theaters. Zwei Wochen lang wird das Kronprinzenpalais, das Palais am Festungsgraben, das Maxim Gorki Theater und der städtische Raum dazwischen mit über 100 Künstlern zum Thema "Desintegriert euch" bespielt. Viel Kunst, berührend, inspirierend, vielfältig und kostenlos.