Mehr Berlin als Lissabon

Porto ist anders als Lissabon, hatten wir ja bereits beschrieben. Dirk findet auch, es ist mehr Berlin. Was ja sonst gern über Lissabon gesagt wird. Ich finde das gar nicht, ich finde es kleiner, reicher und konservativer als Lissabon, also eher mehr München. Aber völlig egal, es gefällt uns, wir haben wieder tolles Wetter und lassen uns treiben.

Erstmals in der Hand gehabt, eine Guitalele. Vorteil, sie ist klein wie eine Ukulele – wäre damit wesentlich platzsparender im Bus als unsere beiden großen – und zu spielen wir eine Gitarre, klingt verblüffend kräftig für den kleinen Körper.

Gerade als wir Hunger bekommen, laufen wir an diesem Haus und Schild vorbei – es ist knallvoll, sind wohl in einen Geheimtipp geraten:

Diese Stadt ist jedenfalls auf Fels gebaut. Geflieste Kirchen gibt es wieder einige, wunderbare Plätze, Fassaden und Süßigkeiten sowieso. Und Humana gibt's hier auch.

Total unauffällige Taubenfütterung auf dem Praça de Carlos Alberto.

Und dann war da noch die Buchhandlung, deren Treppenaufgang Joanne Rowling für die Bibliothek in Hogwarts inspiriert hat. Hinein kommt man nur mit Ticket aus der Ticketbox, weil die Buchhandlung wohl sonst pleite ginge, da alle nur zum Treppe gucken kommen, nicht zum Bücher kaufen. Verrückte Welt. Wir haben weder das eine noch das andere gemacht.

Ob die Jugendlichen auf dem Bild rechts auch was mit Hogwarts zu tun haben oder einen absolvierten Abschluss in dieser Kluft feiern, haben wir nicht herausbekommen. Bereits in Lissabon waren wir mehrfach solchen Schwarzrobengruppen begegnet.

Zum Zeitvertreib probiere ich Brillengestelle für die sich ankündigende Sehschwäche. Hauptsache gut aussehen beim wenig sehen.

Es geht auf den Abend zu und wir müssen nun endlich Kontakt mit dem berühmten Portwein herstellen. Da wir die zahllos angebotenen Weinproben mit Besichtigungstouren erfolgreich verpasst haben – sie sind immer tagsüber – können wir unsere private Portprobe an einem Ort unserer Wahl abhalten. Wir suchen uns ein leicht heruntergekommenes Sportlokal und ordern dazu das Nationalgericht Portos, eine Francesinha. Fleisch mit Fleisch, Schinken, Würstchen und Wurst zwischen zwei Brotscheiben, Käse und viel Soße, dazu Fritten. Man käme nicht drauf. Angeblich wurde das in früheren Zeiten gereicht, um die Arbeiter möglichst schnell möglichst satt zu bekommen. Hm, gäbe es auch andere Methoden, aber originell ist es allemal. Und dass die portugiesische Küche nichts für Vegetarier ist, wussten wir ja bereits.

Wir bestellen einmal die Portweinkarte von oben nach unten, was aufgrund der Gläsergröße in einem zivilisierten Rahmen bleibt. Praktischerweise trinkt man quasi das Dessert gleich mit, ein Espresso zum Finale und wir können mit Anstand den Laden verlassen. Und finden den weißen Port mit Abstand am Besten.

Gute Nacht Porto, das waren schöne Tage!

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