Dieses Jahr ist so Manches anders, auch unsere Sommerrituale. Das liegt mit an Corona, aber nicht nur. Traditionell die Familienfeier zum ersten Augustwochenende am Ammersee ist dennoch gesetzt – nur ein wenig sehr viel kleiner.
Diesmal Anfahrt übers Allgäu, da schlafen wir sonst bei Karschens im Carport, nun gibt es dank kleinerem Grundstück – als wundersames Paradox – einen Panorama-Gartenplatz am Lagerfeuer neben dem Teich unter der hohen Douglasie.
Ein bisschen arbeiten im Schatten des Baumes, mit den Kopfhörern die Stille des Landlebens bekämpfen (das ist ironisch, natürlich hat der Nachbar um 9 den Freischneider ausgepackt und gegen 16 Uhr mit dem Dampfstrahler seine Arbeit finalisiert, da waren die umliegenden Bauern muxmäuschenstill dagegen), Freunde besuchen, grillen, Feuerchen machen und schon sind wir auf dem Weg nach München.
Daheim ist Muttas Kartoffelsalat immer noch gleich sensationell, nur der Spaziergang im Ostpark wird mittlerweile mit Rollator gemacht. Auch anders als sonst: wir Geschwister samt Partner sind alle zeitgleich in München, was mit Kaffeetrinken bei den Eltern gefeiert wird. Und dann raus zum Ammersee, die nächste Verwandtschaft in dosierter Abfolge treffen.
Hier begegnet man sich dieses Jahr auf Raten. Ob das coronamäßig schlauer ist, sei dahingestellt, aber wir bleiben so lange wie nie, erst wegen des Regens, dann wegen des Seitentürschlosses, dann wegen des Badewetters. Zur Abfahrt steht dann auch tatsächlich fast ein Ziel fest.
Sommerrituale 2020 – same same: viele Gespräche, viel Austausch, viel Nähe, und zum Glück angstfreie Nähe. Auch same: gemeinsam wieder ein Jahr älter geworden. Different: mit Corona ist ein neues Thema verlässlich auf der Agenda, und nicht immer haben wir erwartet, in welche Richtung das ein oder andere Gespräch dann ging. Aber schlussendlich doch wieder same: kann Begegnung und Nähe nichts anhaben.