Évora Monte – Portugal

Wo wir gelandet sind, sehen wir erst am nächsten Morgen, als der Regen aufhört und sich der Nebel lichtet. Nach unserer nächtlichen Fahrt nach Évora, durch Évora, dann doch wieder weg von Évora, weil sich kein guter Stellplatz zeigt, landen wir am späten Abend im 30 km entfernten Évora Monte.

Der Schlafplatz, den wir anpeilen, ist auf womo.net beschrieben und soll unterhalb des Kastells liegen. Dirk allerdings schwört, dies hier sei ein Schwulentreff. Ich finde es gemütlich und würde eher sagen, die im nebenstehenden Auto kiffenden Männer glühen für die Disko vor. Zudem findet sich ohnehin kein anderer Parkplatz, auf den die Beschreibung passen würde.

Es wird eine regenreiche, aber ruhige Nacht ohne ein weiteres Auto. Am Morgen sehen wir dann auch die kleeblattförmige Burg über uns auf dem Bergrücken, der dem Ort seinen Namen gibt.

Wenn wir schon mal da sind, können wir auch kurz hochschauen und – wer weiß – womöglich ein Frühstück abstauben. Obwohl es Monsaraz (erinnert ihr euch noch?) wie ein Ei dem anderen ähnelt (na gut, dies hier ist etwas kleiner) und obwohl der Berg schon seit der Römerzeit bewohnt ist und die Mauren das Kastell gebaut haben, scheint sich hier herauf wirklich niemand zu verirren, – gut für die Ruhe im Ort, schlecht für Reisende, die ein Café suchen.

Das Burggebäude wurde nach einem Erdbeben im 16. Jhd. neu errichtet und wirkt seltsam modern, denn die Türme sehen aus, als hätte man Konservendosen übereinander gestapelt. Die Verdickungen stellen aber Seile dar, die um das Mauerwerk laufen und über dem Eingang verknotet sind. Sie haben symbolische Bedeutung: Die Schlossherren kamen aus dem portugiesischen Königshaus Bragança, dessen Wahlspruch "Despois vós, nós" (nach Euch, wir) mit der doppelten Bedeutung des portugiesischen Wortes "nós" spielt: "nós" bedeutet sowohl "wir" als auch "Knoten". So steht's bei Wikipedia. Wieder was gelernt. Wobei ich sowohl Sinnspruch als auch Mauerdesign einigermaßen mysteriös finde.

Ein Viertelstündchen später sind wir im unteren Teil des Ortes, hier hat schon eine Bar offen und Kaffee und Tosta Mista gibt's auch, außerdem läuft im Fernsehen ein Sender mit lateinamerikanischen Musikvideos, was sowohl dem jüngeren Barbetreiber gefällt als auch den beiden älteren Bauern am Tisch, die bereits am Rotwein nippen, – sind doch die Tänzerinnen im Vergleich etwas üppiger gebaut als in Europa.

Dass Elle den Bus offen und den Schlüssel im Zündschloss hat stecken lassen, sei hier nur am Rande für's Archiv festgehalten, kann ja mal passieren, gell Spatzl 😉
(Pfff, war doch alles vertrauenswürdig, Spielplatz vor der Bar, Kirche daneben ...)
(Leider keine Ahnung mehr, woran ich gedacht hatte beim Aussteigen ...)

Jetzt geht es jedenfalls ohne Umschweife endlich nach Porto.

Die verregnete Fahrt geht entlang an Wiesen mit Eichen und Olivenbäumen, an Kuh- und Schafweiden, wir passieren unzählige Orte, die an Hügeln liegen mit Burgen darauf und Wein an den Hängen. Irgendwo auf der Strecke springt mir auf einmal der grüne (wohlbekannte) Schriftzug einer Fabrik ins Auge, "Leca" – wie lustig, das Tonwerk, das den Blähton herstellt, den ich in den 80ern bei der Hydrokulturpflege kennen gelernt hatte. Bernd wird dies mit einem Schmunzeln lesen 😉

Es hört einfach nicht auf zu regnen, wir müssen aber beide dringend austreten. Ideal, wenn einen die Klosuche dann in ein Städtchen, zur Burg und direkt vor's Häuschen leitet.

Dass wir gerade durch ein Spanferkelgebiet fahren, wird uns erst nach unserer Einkehr in einem Lokal (mit zwei großen gegenüberliegenden Bildschirmen an den Wänden, auf denen zwei unterschiedliche amerikanische Actionfilme laufen) an der Bundesstraße klar. Die zahllosen bebilderten Schilder mit Restauranthinweisen fallen uns erst auf, nachdem wir eine wirklich teure Portion desselben gegessen hatten. Warum allerdings gerade in dieser Gegend südlich von Coimbra das Spanferkel so prominent ist, können wir nur googeln (gefunden auf portugal-live.net):

Das geröstete Spanferkel (Leitão) nach Bairrada-Art ist im ganzen Land sehr beliebt und gilt als Delikatesse. Ein Teil des Geheimnisses des einzigartigen Geschmacks ist die Zucht des Spanferkels (es muss in der Region Bairrada geboren und gezüchtet worden sein) und seine Nahrung. Der andere Teil liegt in der leckeren Marinade aus Knoblauch, Salz, Pfeffer, Petersilie, Schmalz, Lorbeerblättern und Olivenöl. Es ist wirklich köstlich und macht einen Halt in der Region Bairrada lohnenswert, wenn Sie durch Zentralportugal reisen.

Nachtisch, Kaffee, Kreisverkehr – Porto, wir kommen!

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