Kurz nach Ankunft und Rundgang durch Senj zwecks Frühstückslocationcheck wissen wir, warum gar so viel Motorradfahrer unterwegs sind – ein Plakat gibt Aufschluss. Wie üblich kaum einer unter 70, ich fürchte schon lange um den Nachwuchs in der Bikerszene. Dafür fast alle aus Italien. Und wir erfahren, dass auf der Burg die rote Zora gedreht wurde, auch schon ein paar Jahre her.
Wir verzocken uns leider bei der Wahl des Frühstückslokals und lassen uns – arglos und unwissentlich alles bejahend, was wir uns zum Frühstück wünschen – von einem listigen Kellner ein Aufgebot für eine Großfamilie bringen (natürlich gab es keine Speisekarte). Schlimme Wurst, schlimmer Käse, schlechtes Brot, eigenartiges Rührei, und von allem viel zu viel. Hätten wir bloß den Eimer Nutella mit Weißbrot geordert wie die Kinder am Nachbartisch, das war im Vergleich noch übersichtlich, und sie waren zu viert. Der Preis übertrifft dann die Menge der schlechten Zutaten noch um ein Vielfaches – jetzt aber schnell den Ort der Niederlage räumen. Wir verziehen uns ins nächste Café, um wenigstens noch einen ordentlichen Kaffee zu bekommen. Danach haben wir's dann auch raus, denn niemand bestellt hier Frühstück. Man kauft sich in der nächst gelegenen Konditorei irgendwelche Teilchen, setzt sich in ein Café, bestellt dort lediglich einen Kaffee und isst dann genüsslich aus der Tüte. War auch unser erster Impuls, wieder was gelernt.
Mehrfach gestärkt brechen wir auf zur nächsten Etappe – Richtung Istrien. Ich wollte schon immer mal diese in meiner Vorstellung sehr hübsche italienisch geprägte Gegend ansehen. Zudem gibt es von Marins Mutter eine Empfehlung für einen Platz an der Westküste.
Kaum lassen wir die Tesla-Ladesäulen hinter uns, begegnen wir auf dem Autoputt einer Elektroauto-Rallye. Wir lassen Opatja links liegen, queren die Halbinsel von Ost nach West, machen romantisch Pinkelpause am Kirchlein und am empfohlenen Campingplatz nördlich von Rovinj Halt. Kurz vorher verschrecken uns bereits die Spaßbäder mit Riesenrutschen und Jurassic Parks sowie die zahlreichen und raumnehmenden Camps und spätestens bei Besichtigung des Platzes wissen wir: das ist nicht unsere Region. Diesmal hat uns niemand am Eingang gewarnt, dass der Rundgang eine Tagestour wird, erschöpft bestellen wir in einem der Restaurants ein großes Bier, um den Rückweg durch die MegaKleingartensiedlung (heißt das dann Großgartensiedlung?) zurück zur Rezeption zu überstehen. Obwohl es ein Nudisten-Camp ist, werden wir keine Freunde, sorry und nichts für ungut, Mama Majica, der Platz hat sicher seine Qualitäten!
Heimelig und naturnah wird es hier nicht werden, das ist nach weiteren drei Plätzen klar. Die Stimmung sinkt dramatisch, eine Alternative muss her. Wir entscheiden uns für südlich und fahren nach Rovinj, vielleicht hilft eine hübsche Stadt weiter. Doch – es ist nicht unser Tag – auch hier verschwört sich alles gegen ein Bleiben. Ich kapituliere und hau mich zur Stimmungsaufhellung für eine Stunde an den nächsten Strand (muss ich dazu sagen, dass genau dann die Sonne verschwindet, die ersehnten Duschen gerade kaputt sind und das Klo versperrt?). Der Mann baut sich Hotspot und sucht emsig im Netz nach der rettenden Idee. Hilft jetzt wild campen? Oder einfach fahren die ganze Nacht? Oder Augen zu und rein in einen der schlimmen Plätze und Studien zur emotionalen Bewältigung machen? Lost in Istrien, wer wäre drauf gekommen.