Songs of Love and Peace

What’s so funny about love, peace and understanding? Richtig, immer noch nichts! Spätestens mit unserem Patti Smith Beitrag outen wir uns als Hippies, und wer den Beitrag vom Oktober 2018 aufmerksam gelesen hat, weiß, wann das begann mit diesem Projekt, welches den geneigten Hörer bis über beide Ohren mit Frieden, Liebe und Zuversicht umschäumt.

Und das kommt so: Guitarrero Hombre und Freund Ricardo ist in Bayern geboren, Spanier by heart und spielt seit Jahr und Tag im Süden der Republik Konzerte, als Gitarrist, Sänger und Kopf verschiedener Flamenco-Formationen. Elle wiederum macht ihm etwa ebenso lange die Plakate und Flyer dafür. Macnhmal singt sie auch auf seinen CDs. Als der Leiter der Stadtjugendpflege in Freising, dem Ricardo und viele andere Musiker ihre ersten Auftritte verdanken, in Rente geht, gibt es zum Abschied ein Fest in der alten Wirkungsstätte 'Lindenkeller' mit Musik und Kleinkunst. Zu diesem Anlass hat Ricardo eine Band zusammengestellt, bestehend aus sich, Kurti (Gitarre, Gesang), dessen Tochter (Flöte, Gesang) und fragte, falls wir denn zufällig zu dem Datum in München sein könnten, auch noch Elle (Gesang) dazu an. Wir waren, – völlig zufällig von Berlin über die Schweiz angereist, will heißen, wir sind extra dafür gekommen.

Nachdem ich Backstage das Künstlerbuffet durchgetestet habe, treibt mich das schlechte Gewissen, auch etwas zum Abend beizutragen und deswegen schleuse ich mich mit improvisiertem Süßstoffspender-Shaker mit auf die Bühne. „Songs of Love and Peace“, die im Moment noch Ricardo und Friends heißen, geben hiermit in der Urbesetzung ihr erstes Konzert – mit zwei Bob Dylan Coverversionen. Danach geht es ganz fix. Ricardo findet, die Welt braucht Lieder der emotionalen und politischen Erbauung, außerdem braucht er ein neues Programm, das sich von den anderen unterscheidet, damit er mehrfach übers Jahr verteilt in den gleichen Auftrittsorten auftreten kann. Elle und ich finden die Idee gut, wir müssen uns nicht kümmern, es wird nur wenig geprobt, es gibt keinen Soundcheck und wir haben noch einen Grund mehr, in München zu sein. Kurti hat eigentlich keine Zeit, aber Lust und seine Tochter kommt irgendwie abhanden.

Das Repertoire, das Ricardo zusammenstellt, ist eine Wiesenblumenstrauß aus sehr bekannten und ein paar ziemlich bekannten Folksongs. Obwohl viele der Stücke mittlerweile Gassenhauer sind, waren sie zu ihrer Entstehung der Soundtrack einer Friedensbewegung, die in ihrer Kraft und Vision mit Recht noch immer Vorbild ist. Nichtsdestotrotz schmuggeln wir noch ein paar aktuellere Stücke ein, die in unserer Version klingen, als hätten sie auch schon Jahrzehnte auf dem Buckel.

Kurz nach unserem Urkonzert im Oktober 2018 macht Ricardo auch schon Auftritte für uns klar und eine lustige, virtuelle, effiziente Probenphase beginnt. Im Dezember geht die Setliste mit YouTube-Links zu den Wunschversionen an alle, wir einigen uns auf die ersten 10 Stücke und Ricardo singt und spielt jeweils den Basistrack ein. Ab Januar 2019 beginnt ein munteres Hin und Her von Dateien, wir schicken uns per Mail Aufnahmen hin und her, verteilen die Stimmen, die 4-stimmigen Gesangssätze entstehen, indem jede nächste Stimme auf den erhaltenen Track eine Spur mehr aufnimmt und weitersendet.

Im Februar basteln wir uns ein Logo und die Pressetexte, ich besorge mir ein Cajon, damit ich nicht immer Chorsatz singen muss, im März proben wir das erste Mal und im Mai tatsächlich noch ein zweites Mal, schaffen ein Bandfoto, machen Flyer, Plakate und ein Mailing, bevor wir Anfang Juni unsere ersten drei Auftritte haben. And here we are:

Eine kleine Tournee also, zwei Auftritte davon am See, da liegt nahe, im Bus zu wohnen, außerdem wird bei Ricardo in Herrsching geprobt.

In Herrsching gibt es am See einen ehemaligen Camping-, nun Wohnmobilstellplatz. Der ist zwar nur durch eine Hecke von der lauten Durchfahrtsstraße getrennt, aber wir sind ja auch nicht zum urlauben hier. Der Besitzer hat gerade die Dauercamper rausgeschmissen (zu viel Bunga Bunga) und baut um, deswegen und weil Hochwasser herrscht, ist baden im Moment schwierig. Das Wetter ist heiß, schwül und gewittrig, das bedeutet, ständig die Wolken im Blick zu behalten, damit es im Fall der Fälle nicht den Bus unter Wasser setzt. Dennoch, die Laune ist bestens und der erste Auftritt in 2 Stunden.

Wohnmobilstellplatz Herrsching
Mühlfeld 24
82211 Herrsching am Ammersee

Beim Tourauftakt in Starnberg dürfen wir uns in der hauseigenen Kapelle warm singen, rührend unterstützt vom unaufgefordert mitsingenden Publikum zwischen 70 und 80 Jahren, das in Erinnerung schwelgt. Der Spendenkorb ist voll, die Tränen getrocknet, die Gage wird, wie sich's gehört, ins nächste Wirtshaus getragen.

Im ausverkauften Dritte-Welt-Laden in Herrsching biegt die Band (außer Elle) immer mal wieder musikalisch in die falsche Richtung ab, es klappert hier und da, es gibt (außer bei Elle) leichte Textunsicherheiten, aber der Saal tobt und vor allem macht es Spaß. Und auch beim dritten, im Kulturweinladen La Cantina in Schwabing brennt die Luft.

Wir springen nach dem letzten Ton ins Auto, um am nächsten Morgen frisch und anders verkleidet in Berlin zur nächsten See-Sause zu erscheinen. Same same but different: wir werden hier nur zu zweit ein Ständchen für die 3 Jubilare Kat, Piet, und Karli zur Afterhour singen.

Obwohl die Band offensichtlich einen Lauf hat, steigt Kurti aus, der Tourstress ist einfach zu viel, dafür steigt Ulli Mayer ein. Die geplante große Frühjahrstour 2020, die uns bis nach Franken gebracht hätte, wird coronabedingt erst auf 2021 und mittlerweile auf 2022 verschoben, aber dann wird die Welt noch viel mehr Liebe und Frieden brauchen, wir jedenfalls sind bereit und geben Bescheid 💕❤️